„Immer vorwärts, Schritt um Schritt
es geht kein Weg zurück.“
So lautet eine Verszeile aus dem Lied „Kein Zurück“ von Wolfsheim, gesungen von Peter Heppner. Und so geht es auch um den aktuellen Status meiner gesundheitlichen Situation. „Was jetzt ist, wird nie mehr ungeschehen.“ Der ganze Text ist so wahr, wie nichts anderes, das in meinem Leben geschehen ist. Nun ja, was soll´s, denn geschehen ist geschehen.
Das Wichtigste ist, es geht irgendwie voran. Um es auf die klaren Punkte zu bringen, im Grunde sind die Schmerzen, die ich vorher hatte und die Einschränkungen, mit denen ich in Sachen Beweglichkeit und Vitalität gelebt habe, alle wieder da. Dennoch betrachte ich die Operation an den Lendenwirbeln nicht als unnütz und vergeblich, denn die Putativgefahr (was für ein schöner Begriff aus dem Ordnungsrecht, muss man kennen und lieben) einer Lähmung ist vom Tisch.
Die Psysiotherapie, die Arbeitsunfähigkeit seit mehr als vier Monaten, die Krankengymnastik, die Akupunktur, die Medikamente, die völlig fehlgeschlagene Schmerztherapie, all das hat lediglich dazu geführt, dass ich besser weiß, was ich machen muss, um aufgrund der Schmerzen keine schlechte Laune zu bekommen und wie ich Übungen gegen die schmerzhafte Unbeweglichkeit durchführen kann.
Ich besitze nun ein Korsett zum Umschnallen und feste Zuziehen, jede Menge hübscher Kortisontabletten, Schmerzmittel aller Art ohnehin (ausgenommen dieses Mistzeug wie Tramal und Co. in Tropfenform), Walkingstöcke, ein Laufband daheim und eine Verordnung über Reha-Sport mit dem Zweck des Muskelaufbaus, der Steigerung der Beweglichkeit und der Schmerzreduktion. Alle Maßnahme, bis auf den Reha-Sport habe ich nun beendet und werde ab dem kommenden Montag wieder arbeiten gehen. Wenn auch zunächst nur zwei Wochen lang vier Stunden täglich, dann weitere zwei Wochen sechs Stunden täglich und danach in Vollzeit. Dann ist es nahezu Dezember, der für mich arbeitstechnisch vor Weihnachten endet.
Danach arbeite ich noch im Januar durch und den Februar vermutlich nur noch zur Hälfte. Denn mein goldiger Arbeitgeber (öffentlicher Dienst) hat eine erneute Beschäftigung nach meinem Renteneintrittsalter mit der schnöden Begründung abgelehnt, man beschäftige keine Rentner. Trotz des erheblichen Mangels an Fachkräften wie mir und der entsprechenden Überlastung der vorhanden Mitarbeitenden. Das „Königreich Personalverwaltung“ spielt offenbar wieder einmal sein Macht aus. Eine Klage wäre zwecklos. Ich muss mir tatsächlich mit 66 Jahren einen neuen Job suchen, wenn ich nicht in gefühlter Altersarmut versinken will. Dieser psychische Druck von gefühlt drohender Arbeits- und Nutzlosigkeit kommt dann noch erschwerend hinzu. Dennoch ist Aufgeben für mich nie eine Option gewesen und wird es auch nicht sein. Finde ich keine Arbeit, mache ich mich wieder selbständig und suche mir Honorarstellen als Ausbilder/Fachdozent bei den Bildungsträgern.
Die Baustelle „Augen“ ist abgeschlossen, auch wenn sich ein nicht unüblicher „Nachstar“ gebildet hat, der irgendwann in Kürze noch einmal geblitzdingst werden muss, damit sich die Sehstärke endgültig positiv verändert. Meine Augen sind nun deutlich schneller ermüdet, ganz besonders bei der Nutzung des Tablets. Damit kann ich leben und höre dann einfach aus, schaue ohne Brille in die Ferne und tröste die Augen mit einem Augentrost-Zusatz in die kleine Pulle Augentropfen als flüssiges Medikament zur Erholung. Kann man machen, man kann aber auch einfach die Augen schließen und schlafen.
Was bleibt ist die Baustelle Schlauchmagen und was ebenfalls bleibt, ist der unbehandelte restliche Rücken. Da fehlt mir jetzt einfach die Lust, mich erneut ins Getümmel der Diskussion um Operation oder nicht und Krankengymnastik oder was auch immer zu stürzen. Dazu ist auch der Leidensdruck nicht hoch genug. Es reicht, wenn ich in Kürze einen Termin beim Zahnarzt wahrnehmen muss. Das ist bei mir beliebt wie Frisör und Hosenkauf, nur seltener.
Jetzt kommt ein Umzug aus meiner bisherigen Wohnwagen-Garage in eine neue Anmietung als Projekt hinzu. Wobei ich nicht so viel Krempel in der Garage horte, als dass es nicht mit drei bis vier Autoladungen voll überführt wäre. Immerhin spare ich dann mehr als 100 € monatliche Miete und das ist nicht wenig. Obwohl die Garage noch immer teuer ist, steht dort der Wohnwagen trocken und sicher, was es mir wert ist. Gäbe es dort noch einen Wasseranschluss, wäre das Glück perfekt. Aber man kann ja nicht immer alles haben und wie sagte schon meine Oma immer so wahr? „Nie ist alles Gute beisammen!“. So ist es.
Tja, und dann werden wir wohl wieder umziehen müssen. Der aktuelle Vermieter verschleppt die Nebenkostenabrechnungen, notwendige Reparaturen, geht uns mit seinem Gehabe auf den Geist und wir bekommen diese Wohnung einfach nicht warm, wenn es draußen windig ist. Entweder müssten wir erneut in Fensterdichtungen, Fensterreparaturen, Abflussspülungen und und und investieren oder wie suchen eine andere Wohnung. Da wir nicht bereit sind, das Trägheitsmoment zu unterstützen, suchen wir lieber, auch wenn die Wohnung an sich schön und passend für uns ist. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, wann hier irgendetwas eskaliert und das Risiko möchten wir nicht eingehen. Natürlich ist ein Umzug mit zwei Jahre alter Küche, Umzug in eine gute Infrastruktur, ruhige Wohngegend, möglich 1. OG mit Balkon oder EG mit Terrasse, Dusche statt Wanne, Stellplatz usw. nicht so einfach. Doch noch haben wir Zeit, können aussuchen und müssen nicht ad hoc jede Bruchbude für teures Geld an der Durchgangsstraße nehmen. Und auch das drückt die Laune, die Motivation, sorgt für Lähmung im Handeln. Die Depression lässt grüßen.
Nun ja, immer vorwärts, Schritt um Schritt. Es wird weitergehen und mein selbst gefundenes Lebensmotto ist bekanntlich „Es wird eine einzige Sache geben, die mich irgendwann tötet. Alles andere überlebe ich.“ Und das hänge ich meist an den Spruch von Alf, dem Außerirdischen „Was nützt es, über verschüttete Milch zu diskutieren?“.