Als ich gestern Abend die Wettervorhersagen sah und hörte, kltschte grad der Regen mit heftiger Wucht an meine Fenster. Sturmflut an der Küste, Rotterdam geschlossen und Schneefall von NRW bis nach Brandenburg.
Und mittendrin ich mit einem Leihwagen.
Nun bin ich ja ein Fahrer, der für Extremsituationen ausgebildet wurde und vor garnicht allzu langer Zeit auch gern fahrtechnisch gefordert wurde. Ich bilde mir ein, recht sicher zu sein, auch wenn es glatt, neblig, regnerisch, matschig, stürmisch oder verschneit ist. Ich komme damit klar. Und doch ist es keineswegs mal eben weggesteckt.
Mit dem Alter fällt es mir von Mal zu Mal schwerer. Das Autofahren macht mir deutlich weniger Spaß als früher. Es ist keineswegs so, daß ich mit dem Verkehr nicht klar käme. Vielmehr merke ich heute die Anstrengung einer stundenlangen Fahrt. Ich baue heute deutlich schneller ab als noch mit Mitte 30 oder noch zu der Zeit, als ich völlig verknallt mal eben 900 Kilometer in 6,5 Stunden runtergerissen habe.
Die Alternative war ja eigentlich eine Bahnfahrt zum heutigen Ziel. Doch es war leider durch die angekündigten Streiks auch überhaupt nicht sicher, ob ich an meinem Ziel rechtzeitig ankomme. Und so wurde mir dann der Leihwagen und die Unterkunft gestellt, um auf jeden Fall die Show sicherzustellen.
Ich werde mich heute jedenfalls nicht in Streß bringen lassen. Alle Telefonnummern haben wir dabei, das Handy ist geladen. Wir werden ganz sicher heil ankommen und ich werde ganz sicher nicht den gleichen Druck haben, wie noch im Sommer nach Finnland. Schließlich ist Chemnitz nur 510 Kilometer von hier entfernt. Und keine 2.400 🙂
Doch es ist schon seltsam, wie man sich als Autofahrer verändert. Wenn mir jemand mit 30 gesagt hätte, daß ich irgendwann mal autofahren als anstrengend empfinden würde, den hätte ich für verrückt gehalten. Wenn ich heute eine Reise mache, prüfe ich die Kosten und den Zeitfaktor. Und ich entscheide mich dann in den meisten Fällen für die Bahn. Jetzt verstehe ich auch die ganzen Werbesprüche.
Mein Traum ist eine BahnCard 100 für schlappe 3.400 Euro im Jahr. Unbegrenztes Reisen auf allen Strecken und zusätzlich noch in den meisten regionalen Verkehrsverbünden. Dann brächte ich vermutlich irgendwann nur noch ein Winzig-Auto für meine Getränkeeinkäufe beschaffen. Das wäre so meine favorisierte Zukunftsaussicht.
Ach ja, Träume. Irgendwas hübsches hatte ich heute nacht auch geträumt. Aber das ist schon wieder weg. Zumal ich heute morgen gut erholt aufstehen durfte. Nach knapp 9 Stunden Schlaf und einem brummenden Fellwecker.
So, jetzt jage ich das Kind in die Schule und mache hier alles sauber und fertig. In knapp 8 Stunden bin ich bereits auf der Autobahn.<