Bevor ich wieder losfahre

Bevor ich wieder abfahre und heute Abend gegen 21.35 Uhr Ortszeit, wenn alles glatt geht, wieder in der Nähe der Unterkunft in Finnland bin, noch ein paar Worte zu Moskau und St. Petersburg.

In den letzten 5 Jahren hat Russland einen unglaublichen Sprung nach vorn gemacht, der in den Großstädten deutlich sicht- und spürbar ist. St. Petersburg ist nach Moskau die größte Stadt Russlands und es wird überall gebaut, geheiratet und gekauft, was das Zeug hält.

Das Leben ist teuer und aufregend geworden. Wohnungen werden üblicherweise nicht vermietet, sondern gekauft und die Preise explodieren auf bis zu 3.000 Dollar pro Quadratmeter in einem der ehemealigen Paläste oder neu renovierten Wohntürme in der Stadt.

Es gilt als chic, sich ein Schwein als Haustier zu halten und ein Landarbeiter erhält zur Zeit noch rund 70 Euro Monatslohn, den ein Hochzeitspaar für eine Stunde mit einer Stretchlimousine ausgibt. Man zeigt Reichtum, wo er ist oder wo er dargestellt werden soll. Die Menschen sind entweder sehr elegant oder sehr ärmlich gekleidet. Wir haben Obdachlose ebenso dahinvegetieren sehen, wie in roher Kleidung selbstgepflückte Erdbeeren verkaufende Bauern in grober Kleidung.

Es sind Städte der Widersprüche und auf bis zu 18 Spuren rollt der Verkehr durch die Straßen. Die Autos spiegeln den Aufschwung wider, der noch immer nicht alle erreicht hat. Technik kostet ebenso viel wie hier, nur Dienstleistungen und Lebensmittel sind deutlich billiger. So kann man bei Mc D ohne Weiteres ein Menü für unter 5 Euro bekommen, das hier in Deutschland mal eben das Doppelte kosten würde.

Auf den Straßenmärkten wird Touristenkitsch angeboten, neben ernsthaft zum Verkauf ausgestellten Hundewelpen, Katzen, Schlangen und geschützten Tierarten aller Art.

Die Wohnungen sind teils ohne Gardinen oder einfach nur unglaublich ärmlich eingerichtet. Wir haben im gesamten Stadtgebiet nicht ein Möbelhaus entdeckt. Es scheint einfach nciht wichtig zu sein, sich gut einzurichten.

Der Lärm ist unglaublich, doch die Menschen sind freundlich. Man kommt an allen Orten ins Gespräch miteinander und die Russen sind interessiert. Sie halten Abstand, um nicht in falschen Verdacht zu geraten und sie fragen gern nach dem woher, warum und dem Namen. Es interessiert sie, wie wir leben und was die Familie macht. Nahezu jeder Russe scheint mal Verbindungen nach Deutschland gehabt zu haben und benennt sie gern. Man freut sich über nette Gespräche und sehnt sich nach der Anindung in die Europäische Union. Allerdings scheint man sich dann nciht bewußt zu sein, daß vielleicht die behördliche Zange gelöst wird, die Preise jedoch in den bislang günstigen Bereichen explodieren werden.

Niemand darf zum Arbeiten pendeln, denn man bekommt nur dort Arbeit, wo man wohnt. Dadurch leben die Menschen neben ihren Arbeitsstätten, was zu kuriosen Wohnsituation führt, die für westliche Gemüter seltsam erscheinen. Was als Palast dem Auge des Touristen erscheint, ist in Wahrheit ein Wohnhaus für rund 1.000 Menschen. Was wie eine Baracke ausschaut, ist eine Arbeiterwohnung mitten im Industriegebiet. Scheinbare Wohnsilos mit 5 Hochhäusern nebeneinander ist ein Hotel für Touristen mit 10.000 Betten. Wobei die Zeiten vorüber sind, wo Kathedralen in Wahrheit Sportstätten oder Schwimmbäder sind. Sie werden nun wieder als Gotteshäuser oder ein stillgelegt belassen.

Leider wurde mir am Flughafen eine der Speicherkarten gelöscht, so daß fast alle Moskauer Bilder und Videos verloren sind. Das sind die Kleinigkeiten, die das Leben auch für die Russen ärgerlich machen.

Doch es geht aufwärts, wie man mir sagt. Und man hofft, in spätestens 10 Jahren "alles machen zu können".

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