Ich hatte schon mehrfach über meine Erlebnisse mit Kleinanzeigen und Co. berichtet. Kürzlich musste ich jedoch aus ökologischer Verantwortung heraus wieder mal einige überflüssig gewordene Dinge aus unserem Haushalt abgeben. Da ich mich weigere, gut erhaltene und nützliche Gegenstände einfach wegzuwerfen, in der Mülltonne zu entsorgen oder zum Recyclinghof zu bringen, bleibt nur das Angebot, diese noch guten Stücke zur Abholung oder manchmal für kleines Geld in den gängigen Anzeigenportalen anzubieten.
Was ich immer wieder bereue und wo ich ebenso immer wieder in meiner Annahme bestätigt werde, dass die Menschheit eines Tages wegen ihrer vollständigen Verblödung aussterben wird. Damit meine ich keineswegs den 3. Weltkrieg, sondern ganz simpel ein massenhaftes Versterben daran, dass Mann und Frau zu dumm sein wird, die einfachsten Grundregeln des Überlebens in dieser Welt einzuhalten. Und damit meine ich nicht nur die „Smobys“, diese Smartphone-Zombies, die ohne hinzuschauen über die Straße laufen oder hinter Lenkrad ihres fahrenden Autos WathsApp-Nachrichten lesen und schreiben als Priorität für ihr eigenes Leben und das der anderen Verkehrsteilnehmer gesetzt haben.
Nein, ich erlebe auch jüngere und mittelalte Menschen gleichermaßen, denen vor Einfahrt der Regionalbahn einfällt, dass sie auf dem falschen Bahnsteig stehen und mal eben schnell noch vor dem Zug die Gleise überqueren. Das Laufen gegen geschlossene Glastüren des Discounters, weil heute ein Feiertag ist, könnte dagegen noch lustig wirken. Die allseits eingetretene fehlende Lösungskompetenz bei scheinbar unvorhersehbaren Problemen seit geschenkt. Doch ich will zurück zu den Kleinanzeigen.
Die Vorgeschichte ist der Fund einer Baumwurzel, die ich als Beispiel hier aufzeigen möchte. Diese Wurzel habe ich von unserem damals bewohnten Privatgrundstück geborgen, mühsam gereinigt und viele Jahre trocken gelagert, bis sie von der Liebsten zum Adventsgesteck umgestaltet wurde. Das war sie einige Adventszeiten und nach unserem Umzug in eine kleinere Wohnung wurde sie einfach zu groß und landete abgeschmückt im Keller. Sie war nun zu schade für die Biotonne und so bot ich sie in einer Facebook-Gruppe an, deren Ziel es ist, in der Region Dinge vor dem Sperrmüll zu retten und kostenlos an andere Interessenten abzugeben. Die Betonung liegt auf kostenlos. Wobei auch das einige Gruppenmitglieder nicht verstanden haben und sehr schnell nach Aufgabe ihrer Anzeige die Gruppe wieder verlassen müssen. Doch das sei nur am Rande und der Vollständigkeit in Sachen Blödheit erwähnt.
Ich inserierte also mit Bildern der Wurzel, gab die Maße an, erklärte die Abgabe gegen Abholung und bat darum, mir eine private Nachricht zu senden. Da diese in den Nachrichtenanfragen bei Facebook häufig nicht signalisiert werden, bat ich auch um einen Kommentar im Beitrag, dass mir eine PN gesandt wurde. So wäre ich dann in der Lage mit dem jeweiligen Menschen zu kommunizieren. Ich teilte aufgrund leidiger Erfahrungen auch mit, dass ich auf Nachrichten mit vollen Sätzen und Anrede voll abfahre und Drei-Wort-Nachrichten geflissentlich ignorieren werde. Auch der ungefähre Abholort war von mir genannt. Und ganz wichtig sei zu erwähnen, dass ich schrieb „Solange die Anzeige sichtbar ist, ist der Artikel auch noch zu haben!“
Ich muss wohl nicht erwähnen, dass es viele Kommentare in der Form „Habe Interesse“ ohne jede PN gab. Auch solche mit mehr Worten und ohne PN kamen vor, waren jedoch eher selten im Vergleich zu den Vollpfosten-Kommentaren mit zwei Worten. Doch es gab dann auch erfolgreiche Kontaktaufnahmen, die mich innerlich in die Schreibtischkante beißen ließen. Die zumeist erste Frage lautete „Ist der Artikel noch zu haben?“ Aaaaaaaaahhh!
Danach folgte die Frage „Wie teuer ist die Wurzel?“ Nein, sie ist nicht teuer, auch nicht preiswert, sie ist kostenlos abzuholen, wie es im Beitrag erwähnt ist und du Knallfrosch weißt schon, in welcher Gruppe du bist?
Ich erspare mir weitere Schilderungen der Fragen nach Angaben, die schon im Beitrag ausführlich erwähnt wurden. Auch der Abholort war Inhalt, ebenso wie die ungefragte Mitteilung und Frage, ob ich auch versenden würde, weil man keinen Führerschein habe und aus Bayern käme. Ernsthaft, ich erfinde das nicht. Die Menschen sind inzwischen wirklich so dumm.
Doch dann bekam ich einen vielversprechenden Kontakt und wir vereinbarten einen Abholtermin am gleichen Abend, nachdem ich meine vollständige Adresse mitgeteilt hatte. Eine halbe Stunde vor dem vereinbarten Termin erhielt ich die Nachricht, dass der Ehepartner länger arbeiten müsse, der Mensch selbst keinen Führerschein besäße und somit leider einen anderen Termin brauche. Wir vereinbarten eine Uhrzeit für den nächsten Tag. Doch man ahnt es schon, oder besser, man ahnt es nicht, denn es folgte am anderen Tag die Frage, was überhaupt die Wurzel kosten solle. Bevor mein Kopf auf den Tisch schlug, schrieb ich noch das Wort „Nichts“ und ging dann erst einmal weinend auf meinen Balkon. Die dort unsere Balkonblumen besuchenden Hummeln wurden mir ob ihrer einfachen Intelligenz und Problemlösungskompetenzen deutlich sympathischer als die Menschheit am anderen Ende meiner Kupferleitung ins Internet.
Was soll ich sagen, eine halbe Stunde vor dem neuen Termin folgte die Absage mit der Begründung, dass kein Auto zur Verfügung stünde. Das ist übrigens auch die gängige Ausrede bei angebotenen dingen gegen Bezahlung. Abgesehen von „Der Geldautomat hat gestreikt“, „Ich habe nur 50 € vom Geldautomaten bekommen“, „Der Mann / die Frau hat meine Bankkarte mitgenommen“, „Wir haben gerade einen platten Reifen festgestellt“, „das Kind hat Fieber“ und der Klassiker „der Hund musste schnell zum Tierarzt“.
Letztendlich bin ich alle Dinge bisher noch losgeworden, obwohl ich leider auch sehr viel entsorgt habe, weil ich einfach nicht mehr die Energie aufbringen wollte, mich mit diesen dummen Menschen zu beschäftigen. Ich halte mich selbst nicht für überragend intelligent. Doch irgendwie komme ich mit meiner sozialen und praktischen Dusseligkeit noch so gut durch das Leben, dass mich solche Knalltüten immer noch mächtig aufregen.
Eigentlich möchte ich die überflüssigen Dinge in unserem Haushalt einfach in die Tonne werfen und mir so einen Haufen Stress ersparen. Doch ich weigere mich, als „Boomer“ dem zu folgen, das wir als Kinder gelernt haben, die Wegwerfgesellschaft zu gründen und zu pflegen. Ich möchte noch etwas wieder zurück zum Guten wenden. Ob es auch andere Menschen machen, kann ich nicht bewerten, doch wo anders soll ich anfangen, wenn nicht bei mir selbst?
Doch zurück zum Aussterben aus Blödheit. An anderer Stelle schrieb ich schon einmal über die Verniedlichung mütterlicher Bezeichnungen für an sich klare Benennungen. Das Wort „Kita“ für die Kindertagesstätte, „Pubi“ für den pubertierenden Teil unserer Jugend und viele andere Verkleinerungen in Worten zeigen nicht nur den Willen nach Abkürzungen, sondern ganz besonders den Abgang der Ernsthaftigkeit. Das geht einher mit dem vehementen Auftreten von Müttern in den ersten zehn Schulklassen, wenn es darum geht, dass die Kinder gefälligst lernen und nicht nur spielen sollen. „Der Paul ist doch noch klein. Wieso soll der in der zweiten Klasse Hausaufgaben machen? Der will doch noch spielen und das darf er auch.“ Jawohl, und wenn der Paul dann das Abitur machen soll, setzt der Stress mit dem Ernst des Lebens in der Klausurphase so richtig ein.
Gleiches gilt auch für den Erwerb des Führerscheins. Denn wir wissen inzwischen, dass die Durchfallendenquote die Zahl der bestandenen Prüfungen bei weiterem überschritten hat. Abgesehen von der völlig blöden Tatsache, dass viele Fahrschulen die praktischen Fahrübungen erst nach bestandener Theorieprüfung beginnen, können die heutigen Eltern ihren Kindern nicht einmal mehr die Verkehrsregeln erklären, geschweige denn das richtige Verhalten im Straßenverkehr üben. Denn sie haben selbst keine Ahnung mehr und nehmen am Straßenverkehr nur noch mit Reflexen teil, wie ich leider immer wieder erlebe. Die Kinder sitzen im Auto und haben das Datengerät vor der Nase, damit sie nicht die Eltern von ihren eigenen WhatsApp-Nachrichten hinterm Steuer ablenken. Die sind ja noch klein. Wer denn nun, lautet meine Frage.
Gerade beim Autofahren fällt mir die Vollkommenheit der allgemeinen Verdummung sehr auf. Unabhängig von der herrschenden Rücksichtslosigkeit, die ich in meiner Kurzgeschichte „Irgendein Arsch mäht immer den Rasen“ im aktuellen Buch „Gebratene Ente“ beschrieb, sei nur ein kleines Beispiel galoppierender Dummheit genannt. Die Situation ist bekannt, es herrscht eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf einer beliebigen deutschen Straße und der Verkehr fließt entsprechend mehr oder minder regelkonform. Dann kündigt sich in den meist mitlaufenden Apps ein stationäres Geschwindigkeitsmessgerät, im dummen Volksmund „Blitzer“ genannt an. Beim Anblick des Geräts am Straßenrand tritt das gemeine Blödvolk am Steuer des Wagens auf die Bremse und schleicht mit Schrittgeschwindigkeit am Gerät vorbei, um kurz dahinter wieder Vollgas zu geben und die zulässige Höchstgeschwindigkeit zu überschreiten. Gern findet dieser Vorgang mit deutlich heftigerem Bremspedaldruck vor den mobilen Geräten statt. Immer in der fälschlicherweise gedachten Gewissheit, nicht erfasst worden zu sein. Abgesehen von diesem absolut dummen und gefährlichen Verhalten wissen diese Idioten nicht, dass die Geräte sie schon erfasst haben, bevor sie sie überhaupt gesehen haben. Einzig die Tatsache, dass ein vorausfahrendes Fahrzeug regelkonform die Geschwindigkeit eingehalten hat, rettete sie vor dem Auslösen des roten Blitzes.
Ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass die Menschen unterhalb der Boomergrenze unglaublich viel Wissen zur Verfügung bekommen, dieses jedoch im Alltag nicht anwenden können, weil die Denkkapazität ihres Gehirns von Kindheit an auf ein Niveau deutlich unterhalb der Leistungsfähigkeit der Eltern gehalten wurde. Weil diese zwar gern keine Handwerker, sondern studierte Kinder haben möchten, doch Angst davor haben, dass ihre Kinder irgendwann mal schlauer sind als sie selbst. Boomer kennen noch den Spruch „Meine Kinder sollen es später einmal besser haben als ich.“ Leider ist damit etwas anderes getan, als gemeint war.
Deshalb auch meine schon lange gern immer wieder erwähnte Theorie, dass wir im Zusammenhang mit der erneut auftauchenden Diskussion über die Wehrpflicht keine Sorge über die Kriegsteilnahme unserer Söhne und Enkel haben müsse. Denn sollte es wirklich so sein, dass ein junger Mann in einem Graben liegt und ein gegnerischer junger Mann schießt auf ihn, wird er seiner Mami eine WhatsApp über den bösen Gegenüber-Schützen schicken und Mami wird zu ihrem Sohn eilen und den gegnerischen General zur Rechenschaft ziehen. Schließlich ist ihr Junge noch klein und auch wenn er schon viele Jahre Erfahrungen mit Ego-Shootern vorweisen kann, bedeutet das noch lange nicht, dass man ihm eine echte Kugel in den Kopf jagen darf. Die Armee der Mütter, die ihre Kleinen beschützen, wird den 3. Weltkrieg regeln. Vorausgesetzt, sie finden den Weg ohne Navigationsgerät, haben einen Führerschein, der Gatte das Auto nicht braucht oder der Hund gerade nicht zum Tierarzt muss. Oder nicht noch zufällig gerade der Einkauf im Aldi wegen des Sonderangebots von letzter Woche erledigt werden muss, falls es noch zu haben ist.
Deshalb würde ich manchmal lieber Dinge wegwerfen. Weil ich der festen Überzeugung bin, dass wir uns selbst ausrotten werden und meine kleinen Bemühungen umsonst sind. Bundesweit betrachtet.
Forrest Gump hat gesagt, seine Mama hat gesagt „Dumm ist nur, wer Dummes tut.“ Ein Kollege von mir hat mal gesagt „Dumme Menschen machen mich traurig.“. Mir machen sie Zahnschmerzen, weil ich so oft in meine Schreibtisch kante beiße.
In diesem Sinne, bleibt intelligent. Das weiß ich, weil ihr bis hierhin gelesen habt.