Alphabet des Schicksals

Nächste Woche beginnt die erste Physiotherapie meines Lebens. Um die erste Reha-Kur-Dings meines Lebens bin ich ja mal wieder elegant drumherum gekommen worden.
Irgendwie schleicht sich bei mir rückblickend auf mein Leben das dunkelblau marmorierte Gefühl ein, dass ich für egal was es ist
a) zu alt bin
b) zu jung bin
c) nicht kaputt genug bin
d) zu kaputt bin
e) noch zu früh bin
f) zu spät bin
g) nicht qualifiziert genug bin
h) überqualifiziert bin
i) zu männlich bin
j) nicht männlich genug auftrete
k) die Frage nicht verstanden habe
l) zu viel auf die Frage geantwortet habe.

Ich könnte das auflistende Alphabet vollständig füllen. Doch vermutlich bin ich

m) zu langatmig erklärend
n) nicht ausführlich genug erklärend.

Wer es bis hierhin durchgehalten hat, wird vermutlich Gleiches denken und fühlen. Herzlich willkommen.

Warum ich Dinge manchmal lieber wegwerfe

Ich hatte schon mehrfach über meine Erlebnisse mit Kleinanzeigen und Co. berichtet. Kürzlich musste ich jedoch aus ökologischer Verantwortung heraus wieder mal einige überflüssig gewordene Dinge aus unserem Haushalt abgeben. Da ich mich weigere, gut erhaltene und nützliche Gegenstände einfach wegzuwerfen, in der Mülltonne zu entsorgen oder zum Recyclinghof zu bringen, bleibt nur das Angebot, diese noch guten Stücke zur Abholung oder manchmal für kleines Geld in den gängigen Anzeigenportalen anzubieten.

Was ich immer wieder bereue und wo ich ebenso immer wieder in meiner Annahme bestätigt werde, dass die Menschheit eines Tages wegen ihrer vollständigen Verblödung aussterben wird. Damit meine ich keineswegs den 3. Weltkrieg, sondern ganz simpel ein massenhaftes Versterben daran, dass Mann und Frau zu dumm sein wird, die einfachsten Grundregeln des Überlebens in dieser Welt einzuhalten. Und damit meine ich nicht nur die „Smobys“, diese Smartphone-Zombies, die ohne hinzuschauen über die Straße laufen oder hinter Lenkrad ihres fahrenden Autos WathsApp-Nachrichten lesen und schreiben als Priorität für ihr eigenes Leben und das der anderen Verkehrsteilnehmer gesetzt haben.

Nein, ich erlebe auch jüngere und mittelalte Menschen gleichermaßen, denen vor Einfahrt der Regionalbahn einfällt, dass sie auf dem falschen Bahnsteig stehen und mal eben schnell noch vor dem Zug die Gleise überqueren. Das Laufen gegen geschlossene Glastüren des Discounters, weil heute ein Feiertag ist, könnte dagegen noch lustig wirken. Die allseits eingetretene fehlende Lösungskompetenz bei scheinbar unvorhersehbaren Problemen seit geschenkt. Doch ich will zurück zu den Kleinanzeigen.

Die Vorgeschichte ist der Fund einer Baumwurzel, die ich als Beispiel hier aufzeigen möchte. Diese Wurzel habe ich von unserem damals bewohnten Privatgrundstück geborgen, mühsam gereinigt und viele Jahre trocken gelagert, bis sie von der Liebsten zum Adventsgesteck umgestaltet wurde. Das war sie einige Adventszeiten und nach unserem Umzug in eine kleinere Wohnung wurde sie einfach zu groß und landete abgeschmückt im Keller. Sie war nun zu schade für die Biotonne und so bot ich sie in einer Facebook-Gruppe an, deren Ziel es ist, in der Region Dinge vor dem Sperrmüll zu retten und kostenlos an andere Interessenten abzugeben. Die Betonung liegt auf kostenlos. Wobei auch das einige Gruppenmitglieder nicht verstanden haben und sehr schnell nach Aufgabe ihrer Anzeige die Gruppe wieder verlassen müssen. Doch das sei nur am Rande und der Vollständigkeit in Sachen Blödheit erwähnt.

Ich inserierte also mit Bildern der Wurzel, gab die Maße an, erklärte die Abgabe gegen Abholung und bat darum, mir eine private Nachricht zu senden. Da diese in den Nachrichtenanfragen bei Facebook häufig nicht signalisiert werden, bat ich auch um einen Kommentar im Beitrag, dass mir eine PN gesandt wurde. So wäre ich dann in der Lage mit dem jeweiligen Menschen zu kommunizieren. Ich teilte aufgrund leidiger Erfahrungen auch mit, dass ich auf Nachrichten mit vollen Sätzen und Anrede voll abfahre und Drei-Wort-Nachrichten geflissentlich ignorieren werde. Auch der ungefähre Abholort war von mir genannt. Und ganz wichtig sei zu erwähnen, dass ich schrieb „Solange die Anzeige sichtbar ist, ist der Artikel auch noch zu haben!“

Ich muss wohl nicht erwähnen, dass es viele Kommentare in der Form „Habe Interesse“ ohne jede PN gab. Auch solche mit mehr Worten und ohne PN kamen vor, waren jedoch eher selten im Vergleich zu den Vollpfosten-Kommentaren mit zwei Worten. Doch es gab dann auch erfolgreiche Kontaktaufnahmen, die mich innerlich in die Schreibtischkante beißen ließen. Die zumeist erste Frage lautete „Ist der Artikel noch zu haben?“ Aaaaaaaaahhh!

Danach folgte die Frage „Wie teuer ist die Wurzel?“ Nein, sie ist nicht teuer, auch nicht preiswert, sie ist kostenlos abzuholen, wie es im Beitrag erwähnt ist und du Knallfrosch weißt schon, in welcher Gruppe du bist?

Ich erspare mir weitere Schilderungen der Fragen nach Angaben, die schon im Beitrag ausführlich erwähnt wurden. Auch der Abholort war Inhalt, ebenso wie die ungefragte Mitteilung und Frage, ob ich auch versenden würde, weil man keinen Führerschein habe und aus Bayern käme. Ernsthaft, ich erfinde das nicht. Die Menschen sind inzwischen wirklich so dumm.

Doch dann bekam ich einen vielversprechenden Kontakt und wir vereinbarten einen Abholtermin am gleichen Abend, nachdem ich meine vollständige Adresse mitgeteilt hatte. Eine halbe Stunde vor dem vereinbarten Termin erhielt ich die Nachricht, dass der Ehepartner länger arbeiten müsse, der Mensch selbst keinen Führerschein besäße und somit leider einen anderen Termin brauche. Wir vereinbarten eine Uhrzeit für den nächsten Tag. Doch man ahnt es schon, oder besser, man ahnt es nicht, denn es folgte am anderen Tag die Frage, was überhaupt die Wurzel kosten solle. Bevor mein Kopf auf den Tisch schlug, schrieb ich noch das Wort „Nichts“ und ging dann erst einmal weinend auf meinen Balkon. Die dort unsere Balkonblumen besuchenden Hummeln wurden mir ob ihrer einfachen Intelligenz und Problemlösungskompetenzen deutlich sympathischer als die Menschheit am anderen Ende meiner Kupferleitung ins Internet.

Was soll ich sagen, eine halbe Stunde vor dem neuen Termin folgte die Absage mit der Begründung, dass kein Auto zur Verfügung stünde. Das ist übrigens auch die gängige Ausrede bei angebotenen dingen gegen Bezahlung. Abgesehen von „Der Geldautomat hat gestreikt“, „Ich habe nur 50 € vom Geldautomaten bekommen“, „Der Mann / die Frau hat meine Bankkarte mitgenommen“, „Wir haben gerade einen platten Reifen festgestellt“, „das Kind hat Fieber“ und der Klassiker „der Hund musste schnell zum Tierarzt“.

Letztendlich bin ich alle Dinge bisher noch losgeworden, obwohl ich leider auch sehr viel entsorgt habe, weil ich einfach nicht mehr die Energie aufbringen wollte, mich mit diesen dummen Menschen zu beschäftigen. Ich halte mich selbst nicht für überragend intelligent. Doch irgendwie komme ich mit meiner sozialen und praktischen Dusseligkeit noch so gut durch das Leben, dass mich solche Knalltüten immer noch mächtig aufregen.

Eigentlich möchte ich die überflüssigen Dinge in unserem Haushalt einfach in die Tonne werfen und mir so einen Haufen Stress ersparen. Doch ich weigere mich, als „Boomer“ dem zu folgen, das wir als Kinder gelernt haben, die Wegwerfgesellschaft zu gründen und zu pflegen. Ich möchte noch etwas wieder zurück zum Guten wenden. Ob es auch andere Menschen machen, kann ich nicht bewerten, doch wo anders soll ich anfangen, wenn nicht bei mir selbst?

Doch zurück zum Aussterben aus Blödheit. An anderer Stelle schrieb ich schon einmal über die Verniedlichung mütterlicher Bezeichnungen für an sich klare Benennungen. Das Wort „Kita“ für die Kindertagesstätte, „Pubi“ für den pubertierenden Teil unserer Jugend und viele andere Verkleinerungen in Worten zeigen nicht nur den Willen nach Abkürzungen, sondern ganz besonders den Abgang der Ernsthaftigkeit. Das geht einher mit dem vehementen Auftreten von Müttern in den ersten zehn Schulklassen, wenn es darum geht, dass die Kinder gefälligst lernen und nicht nur spielen sollen. „Der Paul ist doch noch klein. Wieso soll der in der zweiten Klasse Hausaufgaben machen? Der will doch noch spielen und das darf er auch.“ Jawohl, und wenn der Paul dann das Abitur machen soll, setzt der Stress mit dem Ernst des Lebens in der Klausurphase so richtig ein.

Gleiches gilt auch für den Erwerb des Führerscheins. Denn wir wissen inzwischen, dass die Durchfallendenquote die Zahl der bestandenen Prüfungen bei weiterem überschritten hat. Abgesehen von der völlig blöden Tatsache, dass viele Fahrschulen die praktischen Fahrübungen erst nach bestandener Theorieprüfung beginnen, können die heutigen Eltern ihren Kindern nicht einmal mehr die Verkehrsregeln erklären, geschweige denn das richtige Verhalten im Straßenverkehr üben. Denn sie haben selbst keine Ahnung mehr und nehmen am Straßenverkehr nur noch mit Reflexen teil, wie ich leider immer wieder erlebe. Die Kinder sitzen im Auto und haben das Datengerät vor der Nase, damit sie nicht die Eltern von ihren eigenen WhatsApp-Nachrichten hinterm Steuer ablenken. Die sind ja noch klein. Wer denn nun, lautet meine Frage.

Gerade beim Autofahren fällt mir die Vollkommenheit der allgemeinen Verdummung sehr auf. Unabhängig von der herrschenden Rücksichtslosigkeit, die ich in meiner Kurzgeschichte „Irgendein Arsch mäht immer den Rasen“ im aktuellen Buch „Gebratene Ente“ beschrieb, sei nur ein kleines Beispiel galoppierender Dummheit genannt. Die Situation ist bekannt, es herrscht eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf einer beliebigen deutschen Straße und der Verkehr fließt entsprechend mehr oder minder regelkonform. Dann kündigt sich in den meist mitlaufenden Apps ein stationäres Geschwindigkeitsmessgerät, im dummen Volksmund „Blitzer“ genannt an. Beim Anblick des Geräts am Straßenrand tritt das gemeine Blödvolk am Steuer des Wagens auf die Bremse und schleicht mit Schrittgeschwindigkeit am Gerät vorbei, um kurz dahinter wieder Vollgas zu geben und die zulässige Höchstgeschwindigkeit zu überschreiten. Gern findet dieser Vorgang mit deutlich heftigerem Bremspedaldruck vor den mobilen Geräten statt. Immer in der fälschlicherweise gedachten Gewissheit, nicht erfasst worden zu sein. Abgesehen von diesem absolut dummen und gefährlichen Verhalten wissen diese Idioten nicht, dass die Geräte sie schon erfasst haben, bevor sie sie überhaupt gesehen haben. Einzig die Tatsache, dass ein vorausfahrendes Fahrzeug regelkonform die Geschwindigkeit eingehalten hat, rettete sie vor dem Auslösen des roten Blitzes.

Ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass die Menschen unterhalb der Boomergrenze unglaublich viel Wissen zur Verfügung bekommen, dieses jedoch im Alltag nicht anwenden können, weil die Denkkapazität ihres Gehirns von Kindheit an auf ein Niveau deutlich unterhalb der Leistungsfähigkeit der Eltern gehalten wurde. Weil diese zwar gern keine Handwerker, sondern studierte Kinder haben möchten, doch Angst davor haben, dass ihre Kinder irgendwann mal schlauer sind als sie selbst. Boomer kennen noch den Spruch „Meine Kinder sollen es später einmal besser haben als ich.“ Leider ist damit etwas anderes getan, als gemeint war.

Deshalb auch meine schon lange gern immer wieder erwähnte Theorie, dass wir im Zusammenhang mit der erneut auftauchenden Diskussion über die Wehrpflicht keine Sorge über die Kriegsteilnahme unserer Söhne und Enkel haben müsse. Denn sollte es wirklich so sein, dass ein junger Mann in einem Graben liegt und ein gegnerischer junger Mann schießt auf ihn, wird er seiner Mami eine WhatsApp über den bösen Gegenüber-Schützen schicken und Mami wird zu ihrem Sohn eilen und den gegnerischen General zur Rechenschaft ziehen. Schließlich ist ihr Junge noch klein und auch wenn er schon viele Jahre Erfahrungen mit Ego-Shootern vorweisen kann, bedeutet das noch lange nicht, dass man ihm eine echte Kugel in den Kopf jagen darf. Die Armee der Mütter, die ihre Kleinen beschützen, wird den 3. Weltkrieg regeln. Vorausgesetzt, sie finden den Weg ohne Navigationsgerät, haben einen Führerschein, der Gatte das Auto nicht braucht oder der Hund gerade nicht zum Tierarzt muss. Oder nicht noch zufällig gerade der Einkauf im Aldi wegen des Sonderangebots von letzter Woche erledigt werden muss, falls es noch zu haben ist.

Deshalb würde ich manchmal lieber Dinge wegwerfen. Weil ich der festen Überzeugung bin, dass wir uns selbst ausrotten werden und meine kleinen Bemühungen umsonst sind. Bundesweit betrachtet.

Forrest Gump hat gesagt, seine Mama hat gesagt „Dumm ist nur, wer Dummes tut.“ Ein Kollege von mir hat mal gesagt „Dumme Menschen machen mich traurig.“. Mir machen sie Zahnschmerzen, weil ich so oft in meine Schreibtisch kante beiße.

In diesem Sinne, bleibt intelligent. Das weiß ich, weil ihr bis hierhin gelesen habt.

Wäre ich gewählt

Hätte man mich zum Papst gewählt, würde ich keinesfalls einen der Namen von vorherigen und irgendwie reaktionären und Schrecken verbreiteten Päpsten auserkoren haben.

Vielmehr würde ich mich „Habemus“ nennen, weil ich dann bei jedem neuen Papst wieder in Erinnerung gerufen würde und die Leute vielleicht sogar lachen müssten.

Wobei ich „Habemus Apfelmus“ sogar noch hübscher fände.

Man sieht wohl, dass ich den ganzen Wirbel um einen Führer eines Teils der christlichen Glaubensgemeinschaft nicht so richtig Ernst nehmen kann. Zumal mich dieser Teil des Einsatzes für die Ärmsten der Armen aus einem Leben in Pomp und Prunk heraus richtig wütend macht. Aber das ist eine andere Geschichte.

Keine 95, aber ein paar

Anlässlich des Gedenktages der Reformation der damaligen Kirche, immerhin vor 507 Jahren, wenn ich richtig gerechnet habe, könnte ich mir wieder einmal vorstellen, dass Thesen an die Kirchentüren genagelt würden.

Vermutlich wäre dieses Treiben folgenlos und bliebe bis auf Anzeigen wegen Sachbeschädigung auch ohne Konsequenzen. Die Sturheit der katholischen Kirche ist ja hinreichend bekannt.

Meine Vorschläge wären jedoch:

  • Straftaten von Kirchenmitarbeitenden unterliegen dem gesetzlichen Straf- und Ermittlungsrecht.
  • Das kirchliche Vermögen ist bis auf das für den Erhalt des notwendigen Betriebs aufzulösen und zur Beseitigung der Armut weltweit einzusetzen. Dazu gehören insbesondere die gehorteten Schätze, vergoldete Figuren und Bekleidungen.
  • Zulassung von nicht männlichen Menschen in alle Ämter und Funktionen.
  • Einführung der Demokratie mit Beendigung der Alleinherrschaft eines Papstes.
  • Anpassung der Glaubensregeln an die freiheitliche Grundordnung und das Recht auf Gleichbehandlung aller Menschen.
  • Direkte Einwirkung auf die Friedensbemühungen der Politik durch zusätzliche Aktivitäten.
  • Schaffung und Einhaltung des Grundsatzes „Nicht vorbeten, sondern vorleben.“, insbesondere durch Würdenträger und Mitarbeitende.
  • Öffnung der Kirchen für gesellschaftliche Veranstaltungen zur Schaffung neuer Kulturräume.
  • Offenlegung aller Vermögenswerte und Bilanzierungspflicht, verbunden mit der Nachweispflicht in Form von Verwendungsnachweisen der Einnahmen und Ausgaben.

Die Liste lässt sich beliebig ergänzen. Bitte gern erweitern.

Haken auf der Löffelliste

Es ist vollbracht. Ich bin am Samstag ganz offiziell selbst eine Straßenbahn gefahren. Ich hatte das Glück, sogar im Zwillingbetrieb zu fahren, also zwei Wagen aneinander gekoppelt zu bewegen.

Damit habe ich fast 80 Tonnen auf den Schienen bewegt und das alles nur mit einem einzigen Hebel. Für berufsmäßige Straßenbahnfahrer sicher Normalität, doch für mich ein Erlebnis, dass ich nun erst häppchenweise verarbeite.

Es hat mir unglaubliche Freude bereitet und es ist eine kleines Suchtgefühl entstanden. Ich werde sehr wahrscheinlich nicht zum letzten Mal gefahren sein.

Ein Kindheitstraum ist war geworden, auch wenn es nun „nur“ eine Straßenbahn von 1974 war, die ich fuhr. Immerhin habe ich deren erste Einsetzung noch miterlebt.

Kreis geschlossen

Wie schon vor einiger Zeit erwähnt, war ich vor einigen Tagen wie geplant auf Spiekeroog und habe mir vor Ort angesehen, wohin ich vor rund 59 Jahren aus Hannover verschickt wurde.

Ich möchte ausdrücklich betonen, dass es mir dort während des Aufenthalts erheblich besser erging als zuhause. Aus einem Haushalt voller Misshandlung und Missbrauch zu fliehen, war einfach Erholung pur. Einzig die allmorgendliche Milchsuppe konnte ich nur ertragen, wenn ich mir das dazu gereichte trockene Brötchen gut einteilte.

Ansonsten hatten wir Kinder eine, wie heute sagen würde, coole Erzieherin, die uns Kindern viele abenteuerliche Erlebnisse positiv verschaffte. So lagen wir bei Sturmflut auf dem Bauch im Dunkeln an der Abbruchkante der Dünen und schauten der Gewalt der Wellen zu. Am anderen Morgen sammelten wir Muscheln wie noch nie. Wir spielten „Stockmann“, Verstecken in kleinen Wäldchen und sie zeigte uns an der Kirchenorgel, wie sich ein Raketenstart anhört. Ich habe diese Zeit genossen, auch wenn mir bei Busreisen immer schlecht wurde.

Heute ist das Haus Stranddistel nach einer Teilzerstörung durch Feuer in drei Wohneinheiten aufgeteilt und baulich verändert. Ich mochte die Bewohner nicht belästigen, zumal anscheinend alle Säle inzwischen Wohnräume und entsprechend verkleinert sind.

Die Insel hat sich verändert, es stehen dort viel mehr Häuser als damals. Die Inselbahn gibt es nicht mehr und das Haus steht nicht mehr allein in der freien Landschaft. Der Strand ist breiter geworden und die Abbruchkante ist keine mehr und darf nicht betreten werden, was ich verstehen und respektiere.

Die Fotos sprechen für sich, denke ich. Es war gut, den Kreis zu schließen und festzustellen, dass ich sogar gern dort Urlaub machen würde.

Hätte, sollte, könnte, würde, müsste

Auf dem heutigen Weg von der Garage, wo unser Wohnwagen und der Anhänger stehen in Richtung Wohnung konnte ich wieder einmal auf der Landstraße so meine Gedanken gleiten lassen. Dabei kam ich am hiesigen Containerbau für die vorhandenen und noch erwarteten „Asylbewerber“, sprich aus anderen Ländern geflüchteten Menschen vorbei.

Container sind aufeinandergestapelt, Fluchttreppen außen montiert und rund um das Gelände ein Bauzaun mit Werbung für die errichtenden Baufirmen aufgebaut. Dieser Zaun ist teilweise umgekippt, das ganze Gelände ohne Müll, aber mit Bauschutt und irgendwelchen Erd- und Steinhaufen übersät. Dort wohnen Menschen. Gute 1,5 Kilometer außerhalb des Ortes, den sie zu Fuß mangels Bushaltestelle und Gehweg entlang der Fahrbahn auf der Landstraße erreichen müssen. 70 km/ sind erlaubt und wir wissen alle, wie sich der gemeine deutsche Autofahrer einen Dreck um solche Einschränkungen seiner Freiheit kümmert.

Wie ich dort also entlangfahre, steigt in mir die Frage auf, ob das Volk an sich und insbesondere die „normalen“ Menschen eigentlich überhaupt wissen, wie wir mit geflüchteten Menschen verfahren? Angefangen von der Kontrolle an den Grenzen, weiter über die Registrierung, die Zuweisung in solche Unterkünfte, das Asylverfahren, die Sache mit dem Geld, dann die ständig nur begrenzt genehmigte Aufenthalt, das Verbot der Arbeitsaufnahme, das Verbot des Wohnortwechsels, das Verbot an den Integrationskursen teilzunehmen und später dann vielleicht ein Aufenthaltstitel, mit dem sie arbeiten dürfen, aber keine Arbeit bekommen. Weil den Arbeitgebern die Sprachkenntnisse zu gering sind, die Zertifikate zu den Berufen fehlen, die Anerkennung des Studienabschlusses fehlt, und tausend Ausreden mehr, alles mit dem laut herausgebrüllten Fach- und Arbeitskräftemangel im Hintergrund.

Ich habe inzwischen jahrzehntelange Erfahrungen im Umgang mit der Integration von Menschen aus anderen Ländern in diesem Land, das sich aktuell Deutschland nennt. Und ich überlegte nun heute, ob ich alle diese bitteren Erfahrungen und die erlebten großartigen Erfolge der hart gegen die Bürokratie und Vorurteile kämpfenden Menschen „einfach“ mal aufschreibe.

Mein liebster Titel dazu wäre „Deutschland schafft sich ab“, doch er ist bereits von einem Populisten der rechtsgerichteten Scheinchristen belegt. Leider ein Bestseller, sonst hätte ich diesem Misanthropen den Titel abgekauft und ein Verb dazu gehängt.

Leider ist es so, dass ich alle meine Schreibprojekte so unendlich lange bearbeite. Doch gerade jetzt, wo ich mehr geschrieben habe, als ich wollte, kommt mir die Idee eines Podcasts dazu. Vielleicht setze ich das technisch um und ebenso vielleicht hört das dann jemand, der jenseits der rechtsversifften AfD-Blindwütigen-Follower lebt. Das wäre schön.

Parteigründungswunsch

Ich gründe hiermit die NWP. Sozial, inklusiv, wertschätzend und vor allen Dingen verträglich.

Dieser Partei (Nichtwählenden-Partei) werden künftig automatisch alle nicht abgegebenen Stimmen zugeschlagen. Damit erreiche ich mit dieser Partei immer die Mehrheit und werde so regieren, dass Nazis, Wendehälse und Christpopulisten nicht mehr Unsicherheit ins Volk bringen.

Kommt meine NWP unter 5 Prozent, habe ich das Ziel erreicht und wir sind tatsächlich demokratisch, sozial und vernünftig geworden.

Übrigens sehr zu empfehlen: „Ein König für Deutschland“ von Andreas Eschbach.

Einsatzkraft

„Einsatzkraft in der psychosozialen Notfallversorgung“ klingt doch ziemlich wichtig, oder?

Dieser neue Titel passt jetzt aber auch gut in die beruflichen und persönlichen Kompetenzen und leider auch in die heutige Zeit.

Somit bin ich also kein Seelsorger, kein Therapeut, kein Arzt und kein Retter geworden, sondern einfach nur eine der helfenden Personen in der akuten Nacharbeit der Rettenden, falls es zu Großschadensereignissen kommt.

Kann man lernen, muss man aber auch wollen. Ich will. 🙂

Selbsthilfegruppen

Ich habe die Erfahrung machen müssen, dass sich die Teilnehmenden in vielen (Selbsthilfe)Gruppen mehr im gegenseitigen Leid ergehen und sich darin aufgeben (wollen), als nach tatsächlichen Lösungen und Aufklärung zu suchen.
Deshalb bin ich sehr vorsichtig und gehe da mit gebotener Distanz heran.


Ich arbeite beruflich mit Menschen, denen im Leben viel Schlimmes passiert ist und entdecke immer wieder viele Parallelen zu meinem eigenen Leben bis zum 50. Lebensjahr. Ich kann allerdings immer nur denen helfen, die das Leid überwinden wollen und nicht nur darin die ständige Schuld für alles sehen, was in ihrem Leben falsch läuft.


Deshalb gehe ich an Gruppen, Berichte, Seminare u.ä. mit eher wissenschaftlichem Interesse heran und packe die Ergebnisse in meine innere Schublade mit der Aufschrift „Erklärung des Geschehenen“.


Denn die Schritte zur Überwindung von Traumata sind ja bekanntermaßen (in einfache Worte verpackt):
1. Erkenne, was mit dir geschieht
2. Verstehe, was geschehen ist
3. Akzeptiere, dass du die Vergangenheit nicht ändern kannst
4. Gestalte deine Zukunft und denke daran, dass auch scheitern stärker macht.

Diese Schritte setzen voraus, dass jemand mit einer üblen Geschichte aktiv wird. Denn jammern und sich kraftlos geben, hilft nicht. Mir ist aus eigener Erfahrung bewusst, dass jeder Tag ein Kampf ist. Doch dieser Kampf lohnt sich. Für sich selbst und die Menschen im unmittelbaren Lebensumfeld.