Mit "Crimpen" bezeichnet man das Anbringen eines zu quetschenden Steckers an ein Kabel. Heute habe ich nach langer Zeit mal wieder gecrimpt, weil ich mich vorm Bohren eines Loches durch Stahlbeton (oder sowas) drücken wollte. Das Loch hatte ich vor rund vier Jahren gebohrt und damals mußte nur ein Kabel hindurch. Im Laufe der Jahre kamen Kabel Nr. 2 und 3 hinzu und heute nun sollte eine Netzwerkkabel noch durch den inzwischen sehr engen Durchgang zwischen zwei Büros.
Also war klar: Entweder daneben ein weiteres Loch und dafür Regale ausräumen und Schränke verschieben …
… oder ein nacktes Kabel durchprokeln und die Enden dann mit den passenden Steckern versehen.
Netzwerkkabel bestehen aus insgesamt acht paarweise gebündelten feinen Drähten, die zusätzlich mit Kunststoffolie und Metallfolie zur Abschirmung ummantelt sind. Zum Crimpen braucht es Feingefühl, gute Augen, eine ruhige Hand und Konzentration. Bis auf Letzteres habe ich davon nichts.
Man schiebt die Tülle des zukünftigen Steckers auf ein Kabelende und entfernt die äußere Isolierung ca. 7 mm. Dann wird vorsichtig die Kunststoffhülle und ggf. die weiteren Isolierungen der paarigen Drähte entfernt. Die nun sichtbaren feinen Drähte sind in der Isolierung farbig markiert. Meist finden wir jeweils ein Paar mit blauer und blauweißer Isolierung, eines mit orange und orangeweiß, eines mit grün und grünweiß, sowie eines mit braun und braunweiß gefärbter Isolierung.
Diese Paare legen wir mit sehr viel Fingerspitzengefühl und unter fürchterlichen Fluchen so aneinander, daß sie alle in einer Linie enden. Wir halten sie flach nebeneinander und mit Daumen und Zeigefinger der einen Hand. Mit der anderen Hand greifen wir uns den Stecker und schieben dann die Litzen vorsichtig in den Stecker, der irgendwo in der Mitte Gleitkanäle hat. Hier achten wir jetzt darauf, daß alle Käbelchen schön brav nebeneinander und in der gewünschten Folge in den Stecker rutschen. Verwechslungsgefahr besteht übrigens bei orangeweiß und braunweiß! Wir schieben die Litzen bis zum Anschlag durch und es müssen die offenen Kabelenden am Kopf des Steckers sichtbar werden. Alle acht! Fehlt eines, dann ist das Kabel nach dem Crimpen für den Mülleimer. Oder zumindest ein Stück davon und der Stecker.
Sind wir uns sicher, daß alle Kabel richtig sitzen, nehmen wir eine Presszange für RJ45-Stecker (das ist Spezialwerkzeug), setzen den Stecker ein und verpressen ihn mit Hilfe der Zange. Wir schieben die Kunststofftülle über den Stecker und führen nun den gleichen Vorgang am anderen Ende durch.
Unbedingt achten wir darauf, daß wir die Drähte in der gleichen farbigen Reihenfolge anbringen, wie schon beim ersten Stecker. Verwechseln wir Drähte, funktioniert das Netzwerkkabel nicht.
Um festzustellen, ob das Kabel in Ordnung ist, gibt es drei Möglichkeiten. Die erste ist "Durchklingeln", also das Messen der Durchgängigkeit jeder einzelnen Ader mit Hilfe eines Durchgangsprüfers. Die zweite Methode ist die Version für risikobereite und arme Leute: Man schließt das Kabel an seinem Bestimmungsort an und schaut, ob alles funktioniert, was funktionieren soll. Im schlimmsten Falle brennt eine Netzwerkkarte durch. Schadenshöhe dann rund 10 Euro.
Die perfekte Kontrollmethode ist ein Lan-Tester. Dieses Gerät sendet ein Signal nacheinander über alle acht Adren des Netzwerkkabels und der Empfänger am anderen Ende signalisert das Ankommen des Signals. Oder das Ausbleiben. Bleibt von acht Adern auch nur ein Signal aus, müssen beide Stecker durch genaues Hinsehen geprüft werden und ggf. neu gecrimpt werden.
Das ist übrigens eine beliebte Azubi- und Praktikantenarbeit zur Ausbildung. Nun wisst Ihr, daß man Faulheit nur durch Fleißarbeit kompensieren kann. :))