Der Reisepass ist weg – Eine abenteuerliche Geschichte

Abenteuer Reise. So kann man gern meine Erfahrungen überschreiben, die ich in den letzten 36 Stunden gemacht habe.

Ich fange von vorn an.

Am 29.06.2007 traten wir mit insgesamt 25 Personen die Busreise von Vanamola in Finnland (dem Aufenthaltsort der restlichen Gruppe) nach St. Petersburg in der Russischen Förderation an. Für die Einreise in die Russische Förderation braucht man als EU-Bürger ein Visum, das in den Reisepass eingeklebt wird. Die Grenzkontrollen sind sehr umfangreich und sehr scharf, wenn man nur die Kontrollen aus anderen freien Ländern wie Großbritannien oder der EU kennt. So wurden unsere Pässe mehrfach kontrolliert und an insgesamt 5 Grenzposten. Wir mußten jeder Einzelne ein Migrationspapier ausfüllen, wo nochmals alle Visumdaten eingetragen waren. Jeder Reisende wurde in einem Computersystem erfasst und sowohl Visum als auch das Migratrionspapier für die Ausreise wurden abgestempelt. Der Grenzsoldaten wirken abweisend, mürrisch und sind gegenüber jeglicher Störung sehr herrisch. Insgesamt herrscht an der Grenze eine sehr gespannte Atmosphäre.

Der gesamte Grenzstreifen umfasst nahezu 30 Kilometer mit diversen Kontrollpunkten und Geschwindigkeitsbegrenzungen. In Russland ist die Polizei (Miliz) permantent präsent und Personen-, sowie Fahrzeugkontrollen fande beinahe an jeder Ecke statt. Derzeit scheint man sich jedoch auf Geschwindigkeitskontrollen und die Personenkontrolle bei Menschen aus dem Kaukausus oder ähnlichen Typus zu konzentrieren.

Wir haben einen wunderbaren Tag in St. Petersburg mit einer Stadtführung und einer schönen Zeit zum freien Bummeln verbracht. In Angedenken an die hohe Wichtigkeit der Reispässe hatte unser Freizeitleiter Frank nochmals deutliche Anweisungen über die Aufmerksamkeit gegeben, was die Aufbewahrung der Pässe angeht. Sie sind jederzeit "am Mann" zu tragen, damit eine Ausweismöglichkeit da ist. Andererseits besteht für alle Sachen in Russland ein erhöhtes Diebstahlsrisiko. Das gilt für Geld ebenso wie für Handies und eben Ausweispapiere.

Gegen 23.00 Uhr sind wir vom Tageshotel mit dem Bus abgereist in Richtung Moskauer Bahnhof. Dort traf die Reisegruppe um fast genau 0.00 Uhr ein, denn die Abfahrt des Nacht-Zuges mit Schlafwagen war für 0.30 Uhr geplant.

Die folgenden Ereignisse konnte ich nach längerem intensiven Nachdenken detailgetreu nachkonstruieren.

Der Reisebus hält vor dem Bahnhof, an dem großes Chaos mit vielen Reisenden und wildem Autoverkehr herrscht. Ich ziehe meine Jacke an und fühle routinemäßig nach, ob der Reisepass in der linken Innentasche steckt und der Knopf der Tasche verschlossen ist. In der rechten Innentasche hinter dem geschlossenen Reissverschluß ist mein Geld untergebracht und mein anderen Ausweispapiere. Die Hosentaschen sind leer, weil sie nicht sicher sind. In der rechten Außentasche befindet sich meine Kamera, die ich in der Hand halte. Ich setze den Rucksack auf, der meine Jacke mit dem Pass in der Innentasche an mich drückt. Meine Jacke ist auf diese Weise geschlossen, allerdings habe ich nicht auch den Reissverschluß geschlossen, weil es mit 25 Grad sehr warm war. Frank steigt als erster unserer Gruppe vorn aus und die mitreisenden Jugendlichen steigen nach mir vorn bzw. während dessen hinten aus. Ich beobachte, ob sich alle um Frank sammeln und warte auf die Meldung von Jan, der grundsätzlich als Letzter aussteigt. Ich gebe Frank das Zeichen, daß alle zusammen sind. Drei der Jugendlichen wollen zwischen parkenden Autos einen anderen Weg nehmen und ich fordere sie auf, bei der Gruppe zu bleiben. Frank marschiert mit der Reiseleiterin in Richtung Bahnhof, Richtung Zug.

Ich bin grundsätzlich Schließender der Gruppe, habe also Acht darauf, das alle zusammenbleiben und niemand aus unserer Gruppe hinter mir ist. Einer der Teilnehmer geht neben mir und vor uns geht die Gruppe geschlossen mit mindestens zwei Personen nebeneinander. Der Weg durch den bahnhof ist sehr lang und immer wieder kreuzen andere Reisende unseren Weg, bahnen sich oft den Weg zwischen die Gruppe.

So war es auch, als wir am Kopf der Bahnsteige ankommen und einen Moment anhalten müssen, weil wir uns wieder sammeln mußten. Rechts von uns steht Miliz und führt Personenkontrollen an anderen Reisenden durch. Während wir stehen, kommt von links hinter mir ein ca. 190 großer und blonder Mann mit blau und weiß gestreiftem Polohemd, der dicht an mir vorbei geht und mich dabei an der linken Seite streift und schnell nach vorn rechts in Richtung Milizposten weitergeht und in der Menge verschwindet. Diese Begegnung habe ich nicht weiter beachtet, weil ständig Reisende zwischen unserer Gruppe laufen und manchmal auch rempeln.

Die Gruppe setzt sich wieder in Bewegung und wir gehen wieder in groben Zweierreihen auf dem Bahnsteig zu unserem Waggon. Wieder ist der Bahnsteig voll und es ist ein Zickzacklauf der Gruppe, durchbrochen von immer wieder quer laufenden Reisenden. Wir erreichen unseren Waggon und müssen warten. Wir bilden aus Gewohnheit einen dichten Haufen und stellen die Reisetaschen und teilweise auch die Rucksäcke zwischen uns ab. Ich behalte meinen Rucksack auf und beobachte immer wieder die Gruppe und die Umgebung, während ich mich mit anderen Teilnehmern unterhalte.

Der Zug wird geöffnet und vor jeder Waggontür steht eine uniformierte Waggonleiterin, die Fahrkarten und Reispässe kontrolliert. Unsere Gruppe wird von ihr durchgezählt und sie will nur den Reisepass von Frank und die Gruppenfahrkarte und meine Fahrkarte sehen, da ich mit drei anderen Reisenden in einem Abteil außerhalb der reservierten Gruppenabteile schlafe. Eine Reisende drängt sich zwischen die Gruppe und mich und wird von der Uniformierter angebrüllt. Ein paar heftige Worte fallen (der übliche Ton zwischen Unifomierten und Zivilisten) und die Dame zeigt Fahrkarte und Reispasse vor. Ich greife in Richtung Innentasche , um ebenfalls meinen Pass herauszuholen und der Griff geht ins Leere!

Der Knopf der Tasche ist offen und die Tasche ist leer. Mir fährt der eisige Schreck in die Glieder und die Uniformierte lässt mich einsteigen, ohne den Pass zu kontrollieren. Ich suche mein Abteil auf und durchsuche mehrfach meinen Rucksack und die Jacke. Der Reisepass mit Visum und Migrationspapier ist verschwunden!

Ich melde den Verlust sofort bei Frank und der beruhigt mich erstmal und nimmt vorsichtshalber mit dem Hotel Kontakt auf, ob der Pass vielleicht schon dort verloren war. Doch von dort wird keine Fundsache gemeldet, das Zimmer ist bereits weiter vermietet und gereinigt.

Ich kontrolliere alle anderen Wertsachen nochmals und besitze dann der Aufteilung in verschiedene Taschen noch meinen Personalausweis und mein Geld. Wir treffen gegen 08.00 Uhr wieder in St. Petersburg ein und werden von unserem eigenen Reisbus vom Moskauer Bahnhof zum Hotel gefahren, in dem wir frühstücken und eine deutsch sprechende Reiseleitung bekommen. Frank und ich erklären der sehr unfreundlichen und resoluten Reiseleiterin das Problem und ich suche aus meinem Reiseführer (danke nochmals dafür!!) die Rufnummer des deutschen Generalkonsulats in St. Petersburg heraus. Die Reiseleiterin ruft dort an und erhält eine Notfallrufnummer, die sie mit den Worten "deutsche Bürokratie" an mich überreicht.

Ich gehe mit Frank in das Service-Centrum des Hotels, erkläre die Situation und bitte in englischer Sprache darum, mit dem Konsulat telefonieren zu dürfen. Sehr freundlich wird mir ein Telefon gereicht und ich rufe das Notfallhandy des Konsulats an. Die Bedienstete an anderen Ende der Leitung ruft mich nach mehreren zusammengebrochenen Leitungen von ihrem Privatanschluß zuhause an und ich kann das Geschehen mitteilen und bekomme nun meine Informationen über den weiteren Verlauf.

Es ist Sonntag, der 1.07. und nicht nur Wochenende, sondern auch der letzte Tag des Visums. Wenn ich bis 24.00 Uhr nicht die Russische Förderation verlassen habe, bin ich illegaler Ausländer. Ohne Pass, Visum und Migrationspapier werde ich jedoch nicht aus dem Land gelassen. Ich habe nachgefragt, sollte ich unschuldig tun und erst an der Grenze den Verlust bemerken, würde ich von der Gruppe getrennt, verhört und ins Land zurückgewiesen. Der Weg, der jetzt zu beschreiten ist, war notwendig, um alle Formalitäten in schnellst möglicher Zeit abzuwickeln. Die "Laufliste" habe ich anhand des Telefonats mit dem Konsulat abzuarbeiten.

Zunächst ist beim nächsten Milizposten der Verlust des Passes zu erklären. einen der "guten" Milizposten erhält man vom Konsulat genannt, wenn man fragt. Bei der Miliz ist es wichtig, höflich und still zu bleiben. Ich werde von einem höchsten 20-jährigen Zivilisten abgeholt und in äußerst beklemmende und schutzig-armselige Räume geführt. Die Miliz besitzt weder Kopierer, noch vernünftige Schreibtische oder für Schreibarbeiten nutzbare Computer. Es wird ein Protokoll von Hand gefertigt, in dem nicht nur Fragen zu Namen und so weiter gestellt werden. Auch Zweck des Aufenthalts und Beruf werden erfragt. Bei der Schilderung des Ereignisses ist es wichtig, nicht den Diebstahl zu behaupten, da man es nicht gern hat, wenn Ausländer die Landsleute des Diebstahls bezichtigen. Man spricht besser von "verloren" und "vielleicht gestohlen". Wichtig ist auch, daß man einen Dolmetscher dabei hat, der staatlich anerkannt ist oder so frech wie die später eintreffende Stadtführerin, die sich völlig lieb und erheblich freundlicehr als die Reiseleiterin um alles kümmerte. Ohne Dolmetscher gibt es kein Protokoll und damit keine Ausreise! Helfen kann dabei notfalls die Tourist-Information in jeder größeren Stadt. Je nach gutem Willen und Arbeitsanfall bei der Miliz dauert das Prozedere des Protokolls zwischen einer und drei Stunden.

Die Ausfertigung eines gedruckten Aufnahmeprotokolls dauert derzeit um die 10 Tage und so verlangte ich eine Bescheinigung der Annahme der Anzeige zur Vorlage beim Konsulat.

Eine weitere Voraussetzung ist die Buchung eines direkten Fluges von St. Petersburg nach Deutschland. Gemäß Schengener Abkommen muss ich im Falle eines Passverlustes auf dem direkten Wege nach Deutschland ausreisen. Ich darf nicht, wie geplant, über Finnland nach Deutschland zurück. Es gibt an diesem Sonntag nur noch drei Flüge. Der einzige noch mögliche Flug war wegen des engen Zeitbedarfs ein Lufthansa-Flug nach Frankfurt. Kosten 420 Euro, bezahlt in Vorleistung mit der Kreditkarte von Frank.

Anschließend brauche zwei Passbilder. Dem Fotografen gebe ich Anweisungen, wie die Bilder auszusehen haben, denn in der russischen Förderation gelten andere Bestimmungen als für deutsche Ausweise.

Mit den Bescheinigungen und den Passbidern mußte ich nun ins Konsulat. Am Wochenende sind dort alle Sicherheitseinrichtungen verschärft aktiviert und die Computersysteme abgeschaltet. Daher haben die Konsulatsbedienstete und ich einen Zeitpunkt ausgemacht, wo ich am Konsulat bereitstehen soll. Sie braucht ca. 2 Stunden, um das Konsulat betriebsbereit zu haben und die Sicherheitssystem auf Besuch umgestellt zu haben. Wir treffen uns um 15.30 Uhr vor dem Konsulat. Vorsichthalber habe ich noch daran gedacht, daß die Gruppe unter Umständen an der Grenze Probleme bekommt, weil nun eine Person weniger mitfährt. Also haben wir meinen Personalausweis, die Fugbestätigung und das Milizprotokoll auf eine Seite kopiert und mit dem Stempel des Reisebüros versehen, in dem wir den Flug gebucht haben. Stempel sind in Russland enorm wichtig!

Im Konsulat sieht der Bearbeitungsraum aus wie in den klassischen Gefängnisfilmen. Kabinen mit Glasscheibe und Telefonhörer, einzig ein Schiebetablett für die Papiere stört den Eindruck. Ich mußte nun einen Passantrag und eine eidesstattliche Versicherung ausfüllen. Das Milizprotokoll und die Flugbuchung vorzeigen. Die Passbilder werden abgegeben und ich bekomme einen Reiseausweis mit dem Stempel des deutschen Generalkonsulats. Gültig bis zum 03.07.. Dazu erhalte ich eine sogenannte "Note", den diplomatischen "Befehl" an die Grenzposten, mich passieren zu lassen. Für den Notfall erhalte ich noch einen Lageplan der Vertretung des Ministeriums für Auswärtige Angelegeneheiten Russlands und einen Ausdruck des Artikels 8 des Schengener Abkommens, alles in kyrillisch geschrieben. Alle Formulare sind in russischer Sprache und in kyrillisch verfasst. Das Ganze kostet mich 49 Euro, die sofort bar zu zahlen sind.

Ich verlasse kurz nach 16 Uhr das Generalkonsulat und frage vorab noch, was ein Taxi zum Airport höchstens kosten darf. Denn hier verhandelt man mit den Taxifahrern über den Preis. Es fahren keine Busse zum Airport, da dort gebaut wird und der Flughafen ist auch nicht ausgeschildert. Ich könnte ein Privattaxi nehmen, doch dafür müßte ich an der richtigen Straße stehen und das Risiko eingehen, nicht oder zu spät für den Check-In anzukommen. Mein Flug geht um 19.20 Uhr und ich muß allerspätestens um 18.35 Uhr durch den Check-In sein. Passagiere müssen pünktlich sein, doch deswegen arbeiten die Kontrolleure nciht schneller. Besser ist es also, gut zwei Stunden vor Abflug einzuchecken. Ich brauche eine Wechselstube, um meine Reservedollars einzutauschen. Mein Restgeld liegt in Vanamola und ich weiß nicht mehr, wieviel es ist. Ich laufe zu Fuß in die Innenstadt, um die 1500 Rubel zu bekommen, die das Taxi kosten darf. Das sind rund 42 Euro für knapp 30 Kilometer. Ich laufe die knapp 4 Kilometer bis zur nächsten offenen Wechselstube und finde keine 200 Meter weiter ein paar offizielle Taxis. Ich handele den Fahrer auf 1000 Rubel herunter und los geht es.

Ich will nicht angeben, doch wer mit 120 km/h durch den dicksten St. Petersburger Verkehr fährt, braucht starke Nerven. Ich bin um 17.30 Uhr am Flughafen und verblüfft über die Tatsache, daß für alle Flüge nur zwei lange Schlangen existieren. Ich muß meine Taschen leeren und die Schuhe ausziehen. Mein Gepäck wird durchleuchtet und ich durchsucht. Dann folgt das Check-In und ich werde bei Vorlage meines Passes und der "Note" sofort beiseite gewunken und eine eiterin befiehlt mir (anders kann man diesen Ton nicht beschreiben), an Ort und Stelle zu warten. Ganz offenbar holt sie sich Instruktionen von höherer Stelle ein. Eine Offizierin überreicht mir nach gut 20 Minuten meine Unterlagen und meinen Pass zurück, gemeinsam mit der Boarding-Karte. In diesen 20 Minuten denke ich daran, daß ich bei einem erneuten Verlust des Passes jetzt wohl dieses and vorläufig nicht verlassen könnte. Müsste ich dann auf dem Flughafen leben, wie in diesem amerikanischen Film? Man bekommt in solchen Momenten sehr seltsame Gedanken.

Ich gehe zur Passkontrolle. Man muß dort einzeln zwischen die Gittern und Schranken treten und gerade vor der Kabine mit dem Kontrolleur stehen. Alles läuft stumm ab und wer neugierig vorher wissen will was dort vor der Kabine passiert, wird angeschnauzt. Ich lege meinen Pass und die "Note" vor, worauf die Kontrolleurin über Funk ihren Vorgesetzten kontaktiert. Sie schließt nach kurzem Gespräch den Schalter, weist die wartenden Menschen barsch zur Seite und fordert mich auf, mitzukommen. Mir wird am ende der Kabinenreihe "Warten!" befühlen und ich bin zwischen den Schranken eingesperrt. Die Kontrolleurin hat meinen Pass und die diplomatische Note, berichtet ihrem Vorgesetzten in einem Glasbüro. Dieser schickt sie wieder an ihrem Arbeitsplatz und behält meine Papiere, während ich stehe und warte. Der höhere Offizier spricht telefonisch mit einem weiteren Vorgesetzten und dieser wiederum scheint sich weiteren Rückhalt holen zu wollen, den der Offizier legt auf und wartet. Nach einigen Minuten klingelt das Telefon und er bekommt Anweisungen. Der mit vier großen goldenen Sternen versehen Offizier kommt auf mich zu und fragt mich auf englisch, was mit meinem Pass geschehen ist. Ich erkläre, daß er verloren oder gestohlen ist und die russische Polizei das klären wird. Er ist zufrieden über meine höfliche Antwort und führt mich zur ursprünglichen Kontrollkabine.

Die wartenden Reisenden werden einfach beiseite geschoben und ich bevorzugt abgefertigt. Ich bekomme meine Stempel in den Pass und auf die Note und darf passieren.

Jetzt warte ich auf den nächsten Sicherheitscheck. Auch dort wird mein Pass kontrolliert, das gleiche Prozedere erneut und ich muß wieder alle Taschen leeren und die Schuhe ausziehen. Ich werde erneut durchsucht und wieder wird ein Offizier gerufen. Doch ich darf diesmal schneller passieren und im Angesicht der Lufthansa-Maschine Platz nehmen.

Nach kurzer Wartezeit wird die . Diesmal steht der Offzier gleich parat und ich darf nach erneuter und kurzer Zusatzkontrolle das Flugzeug betreten. Damit bin ich auf deutschem Hoheitsgebiet und damit kann ich aufatmen.

Schatz hat inzwischen die Abholung von Frankfürt organisiert und den Rückflug nach Finnland gebucht. Ich lande 2 1/2 Stunden später in Frankfurt und betrete wieder Deutschland. Die Passkontrolle am Flughafen fragt nur, was gewesen und meinte "Na, herzlichen Glückwunsch!".

Ich glaube, ich war noch nie so froh darüber, heimischen Boden zu betreten. Die ganze Situation hat etwas unglaublich Beklemmendes und man braucht starke Nerven, um alles ruhig und in der richtigen Reihenfolge zu erledigen.

Die bürokratischen Erfordernisse sind recht hoch, allerdings nicht anders, als bei uns in Deutschland. Wichtig sind zusammenfassend für Reisende in solchen Ländern folgende Dinge:

  • Eine Kopie des Visums, der Reispasses und der Migrationspapiere an anderer Stelle als beim Pass
  • Der Personalausweis getrennt vom Reisepass aufbewahrt
  • Bargeld an verschiedenen Stellen aufbewahrt, mindestens 500 Euro(!) oder eine Kreditkarte
  • Eine Stadtplan und einen guten Stadtführer mit Notfallnummern und Anschriften der deutschen Vertretungen im Ausland.
  • Sprachkenntnisse zumindest in den Zweitsprachen des jeweiligen Landes. Am besten Englisch.
  • Eine Person als Dolmetscher, die am besten aus dem Ort kommt. Das kann die Tourist-Information vermitteln oder das Konsulat.
  • Ein aufgeladenes Handy mit ausreichendem Guthaben oder Vertrag und vor Allem mit vollem Akku.
  • Kenntnisse, wie mit dem deutschen Handy in diesem Land telefoniert werden kann.
  • Eine Kontaktperson zuhause, die notfalls von dort telefonieren kann und alles in die Wege leiten kann.

Wichtig ist: Ruhe bewahren und sich immer alle Telefonnummern der Büros aufschreiben. Adressen in kyrillisch und europäischer Schrift aufschreiben lassen. Die Botschaft oder das Konsulat über alle Schritte informieren und freundlich bleiben.

Den Spruch der Reiseleiterin über das Konsulat und dessen "Unfähigkeit, für die eigenen Landsleute am Wochenende etwas zu tun" kann ich nicht bestätigen. Ich fühle mich vom Konsulat gut betreut und sicher durch die Formalitäten geführt. Sehr hilfreich war die Stadtführerin als Dolmetscherin und ohne Stadtplan wäre ich ebenfalls aufgeschmissen gewesen.

Ein solcher Notfall kann jeden zu jeder Zeit treffen und ich bin glücklich darüber, daß es mich erwischt hat und nicht eines der Kinder. So konnte ich alles relativ problemlos geregelt bekommen und die Gruppe konnte ohne Verzögerung den Aufenthalt nutzen und planmäßig wieder nach Finnland ausreisen.

Nachtrag:

Die Folgen dieses winzigen Vorfalls sind jetzt noch nicht ganz abzusehen. Finanziell sind sie jedoch ein echter Hammerschlag und waren nicht eingeplant. Wir werden uns seitens des Vereins noch mal zusammensetzen müssen, um alles in Ruhe nachzuarbeiten. Ich allein werde aus dieser Sache zur Zeit um die 300 Euro Kosten zu tragen haben. Den Flug habe ich bisher nicht bezahlt.

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