Drei Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz

Bevor vorhin der trubel in der "offenen Tür" so richtig losging, konnte ich ein wenig eine Sendung im TV schauen, wo sich drei junge Frauen um einen Ausbildungsplatz in einem "Backhaus" bewarben.

Der Anfang war schon so richtig einstimmend, da Chef und Chefin so hübsche Fragen wie "Was essen Sie am liebsten?" und "Wo fühlen Sie sich am wohlsten?" stellten. Die Bewerberin, die gern Spinat mochte, hatte dann in der nachfolgenden Laien-psychologischen Auswertung der Chefin ihre Kindheit noch nicht abgeschlossen, zumal sie Fanta und Kaffee mochte. Eine andere Bewerberin war nicht aufgeschlossen, weil sie gern genau die Sorte Cola mochte, die dort im Hause verkauft wurde.

Nach solchen Psychospielchen folgte dann ein Mathetest und anschließend ein Praxistest. Die drei Damen wurden in die fesche Berufskleidung gesteckt, hinter die Theke gestellt und sollten einen Latte Macchiato servieren. Es wurde einfach davon ausgegangen, daß sie sowohl mit der Maschine zurecht kamen, als auch schnellstens fachgerecht zu servieren.

Als es dann noch einen Provokationstest geben sollte, wurde GottSeiDank umgeschaltet.

Wie blöde und arrogant muß man als Ausbilder in einem Betrieb sein, um jungen und lernwilligen Menschen auch noch den letzten Funken Selbstbewußtsein aus dem Hirn zu klopfen? Ich bin ebenfalls Ausbilder mit Zertifikat der IHK und wenn meine Ausbilder von mir eine solche Lehrprobe bekommen hätten, wäre ich aus der Schulung geflogen und garnicht erst zur Prüfung zugelassen.

Es ist nicht das erste Mal, daß ich sehen konnte, wie heute junge Menschen um einen Ausbildungsplatz öffentlich kämpfen sollen. Jedes Mal fiel mir auf, daß von Schulabgängern erwartet wird, mindestens wie ein Geselle zu arbeiten. Keine Spur davon, daß der Beruf und ALLES, was damit zu tun hat, erst vermittelt werden soll. Es gewinnt immer der Perfekte.

Pfui!!

Wer solche Wettkämpfe veranstaltet und wer sie als Meister und Ausbilder unterstützt, der beutet schamlos aus. In einem solchen Betrieb dürfte nicht ausgebildet werden. Ich überlege noch, ob ich mich nicht in diesem jüngsten Falle bei der Bäckerinnung und der Handwerkskammer beschwere.

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