Ein kleiner Rückblick – Teil 2

Deutlich turbulenter als noch am Arbeitsplatz ging es daheim zu.

Über die Probleme mit der Tochter mag ich hier nichts mehr großartig schreiben. Wir sind uns noch immer nicht sicher, woher das alles kommt. Sicher scheint es auf jeden Fall, dass es hier einen erblichen Aspekt aus beiden Elternteilen gibt und dringend etwas zu tun ist. Allerdings wird es schwierig, gegen die Mauern derer anzurennen, die Therapie für etwas schlimmes halten. Zumindest ist das Jugendamt eingeschaltet, ein Familienberater ist aktiv und leistet wirklich gute Arbeit.

Mein Sohn hat sich im Frühjahr von seiner Freundin und seinem Kind getrennt und hatte damals die Wahl hierher zu kommen. Er hat sich für seine Mutter entschieden und auch hier ist Therapie das böse Wort für Kopfverdrehen. Bei seinem Kinder meldet er sich nicht mehr, hatte aber wenigstens zu Weihnachten etwas geschickt. Immerhin, das könnte hoffen lassen. Mit der jungen Frau stehe ich in gutem Kontakt und der kleine Enkel macht sich prima. Auch wenn es für die Mama mit unvollständiger Ausbildung und momentaner Maßnahme der ARGE sehr schwer ist. Sie beißt sich durch und das finde ich einfach Klasse.

Meine Mutter ist wegen ihrer Unlust, einen Arzt aufzusuchen, als Notfall ins Krankenhaus eingeliefert worden, wo man sie vor die Wahl stellte, entweder ein Bein abzunehmen oder in Ruhe binnen einer Woche zu sterben. Sie hat sich operieren lassen, nachdem sie knapp zwei Tage lang nachgedacht hat. Davon haben wir Kinder erst durch eine Nachbarin erfahren dürfen. Wir sind hingefahren, haben versucht, ihr einen Pflegedienst schmackhaft zu machen und naja, es scheint zu laufen.

Dabei haben meine große kleine Schwester und ich wieder den Kontakt zu unserer kleinen Schwester aufgenommen. Alle drei sind wir glücklich darüber und es entwickelt sich, so fühlt es sich an, eine Art geschwisterlicher Freundschaft. Das mag sich für normale Menschen seltsam anhören, ist aber für uns, die niemals zusammen aufwachsen durften, der beste Modus. Es ist sicher für andere Leute kaum nachvollziehbar, dass ich aufgrund dieser Kindheitssituation keine Chance hatte, dauerhaft geschwisterliche oder gar mütterliche Gefühle zu entwickeln. Ich bin hin- und hergerissen worden zwischen Mutter, Großeltern und Stiefmutter und so gab es für mich keine Möglichkeit, mich verlässlich zu binden. Ich war viele Jahre getrennt von meiner großen kleine Schwester und auch das prägt mich sehr stark. Familie war mir viele Jahre sehr fremd, war es doch bestimmt von gegenseitigem Misstrauen, Lügen und Verboten.

Doch nun gibt es Perspektiven, einen guten Kontakt zu allen anderen Geschwistern aus den Ehen unserer Eltern zu behalten. Sie sind auch, neben unserer Mutter (für vier von uns) die letzten Bindungen, die wir miteinander haben.

Insofern war dieses Jahr ein Auf und Ab, was diese familiären Dinge angeht. Auch wenn es brutal erscheint, so war der Tod meiner Stiefmutter an meinem Geburtstag für mich das Highlight des Jahres. Auch wenn ich sie nur noch wenige Male gesehen habe, seitdem mein Vater verstorben ist, so ist es mir doch eine große Erleichterung, dass dieser Mensch aus meinem Leben verschwunden ist. Noch immer schlummern in den Tiefen meines Gedächtnisses Dinge, die wir auch in Therapie nicht ans Tageslicht ziehen konnten. Dort liegen Ereignisse, die hoffentlich nie wieder auftauchen. Denn die vielen Erlebnisse, die ich noch in Erinnerung habe, würden heute dafür sorgen, dass sie lange Zeit im Gefängnis geschmort hätte. Doch als Kind hält man aus, duldet auch das Schlimmste, um zu überleben. Und das habe ich, sie überlebt. Ziel erreicht.

Das war der familiäre Rückblick, ich glaube, da fehlt noch etwas zu diesem Jahr.

Ein Gedanke zu „Ein kleiner Rückblick – Teil 2“

  1. Sehr interessanter Jahresrückblick mit vielen Höhen und Tiefen. Möge dir daher das neue Jahr nur Glück und Freude schenken.
    In diesem Sinne wünsche ich dir einen guten, gesunden und glücklichen Start ins neue Jahr 2011.
    Liebe Grüße
    Roswitha

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