Ich brauchte Sportzeugs. Ich Dicker ich, der noch nie in seinem Leben mehr als eine Badehose und in der Schulzeit mal eine Turnhose besaß. Ok, Turnschuhe hatte ich mal, weil es modern war, die zu tragen.
Also schaue ich mal in meinen bescheidenen Fundus und stelle fest, daß ich noch leichte Sportschuhe besitze, gekauft für Korsika und nicht mitgenommen. Die reichen auf jeden Fall für den Anfang. "Sie machen hier keinen Leistungssport, billige Sachen reichen völlig aus!" so klingt es mir noch in den Ohren.
T-Shirts sind praktisch. Ich brauche T-Shirts mit viel X vor dem L und mit V-Ausschnitt. Bei Rundhalsausschnitten habe ich Erstickungsgefühle und die sind mehr als hinderlich. Bevor jemand auf komische Gedanken kommt: Nein, ich habe nichts mit der Schildkrötedrüse, mein Hals ist nur dick und empfindlich (weiß der Geier warum). Ok, T-Shirts habe ich noch von Korsika übrig. Weiß und schnell zu bügeln.
Aber die Sporthose, Mist Mist Mist!
Also bin ich eben in den Laden für Billigmode (den mit den Hakenkreuz-Kleiderständern) und schaue automatisch nach der Sportmode für "starke Herren". Da stehen dann 3 bis 5 X vor dem L. Doch die Gummizug-Trainingsanzughosen schienen mir dann etwas zu groß. Also gehe ich mutig drei Hakenkreuze weiter und finde an der Wand die normale Sportmode für normale Herren. Ich suche mir drei Hosen (mit Gummizug und hübschen Applikationen) in XL (56/58) bzw. XXL aus.
Beim Ausziehen meiner Schuhe muß ich mich bücken und schnaufe vernehmlich, weil mir der Bauch den Brustkorb eindringt und das Herz wohl gleich mit. Das fühlt sich richtig übel an und ich merke wieder, wie sehr ich abnehmen muß. Also Schuh 1 aufmachen, Brustkorb entlasten, Luft holen, zu Atem kommen und Schuh 2 ist dran. Beim Aufstehen ist mir dann schwindelig. Das ist normal, seitdem ich zugenommen habe.
Also rein jetzt in die dunkelrote Stehkabine mit dunkelrotem Vorhang und die Jeanshose von Leib geschält. Ich erspare uns jetzt die Beschreibung mit den Mühsalen des Ausziehens einer einfachen Jeans. Ausgezogen muß ich verschnaufen. Es folgt der langsame stehende Einzug in die erste Sporthose. Wohlgemerkt, zwei haben die gleiche Größe auf dem Schildchen. Diese erste Hose ist lang genug, sitzt auf der Hüfte und hält mein rundes Hinterteil und das vordere Gegenwicht fest im Griff. Ich glaube, wenn ich die Hose zum Sporten anlasse, reisst sie bei der ersten Bewegung am Hinter- oder Vorderteil auf.
Also schnaufend ausziehen und voller Zweifel Hose Nr. 2 (die XXL) angezogen. Hübsch ist sie an mir. Fühlt sich gut an, wenn ich sie zumindest bis über die Hüfte bekommen hätte. Was sicherlich funktionieren würde, wenn sie hoch genug geschnitten wäre. Sie hört einfach an der sogenannten "Schamgrenze" auf. Vorsichtiges Bücken lässt dann den Gummizug meine Unterhose mit runterziehen und das blanke Hinterteil …… lassen wir´s.
Also schnaufend auch Hose Nr. 2 wieder ausgezogen und mit relativ wenig Hoffnung die Nr. 3 über die Beine gezogen. Sie sitzt! Etwas kürzer als die erste und weiter als die Zweite. Vermutlich muß ich nun dennoch meine Unterhose mit der Sporthose zusammentackern oder Beides an mir, damit ich nicht blank ziehe. Bei Männern finde ich sowas ekelig und bei Frauen nur bedingt sehenswert.
Also wird vermutlich mein T-Shirt mit in die Hose kommen und ich brauche irgendeinen Schriftzug auf dem Shirt. Sowas wie "Ich weiß, wie doof ich aussehe – aber ich arbeite dran!"
Die Hose kostet 7,99 Euro. Billig genug und so sieht sie auch aus. Aber der zweck heiligt die Mode und ich will an mir arbieten und keine Schönheitskonkurrenz gewinnen oder auf Brautschau gehen. Im Vorübergehen finde ich an einem dieser bewußten Ständer eine ähnliche Hose in leichter und die kostet nur 3,99 Euro. Reserve, denke ich und nehme sie ebenfalls mit.
Hatte ich von den Mühen erzählt, die mir das Anziehen der Jeans im Stehen und das anschließende Schuhezubinden macht? Nein? Ok, lassen wir´s, man könnte meinen, ich wolle jammern. Dabei sind es reine Schilderungen der Fakten und mein Schnaufen ist sicherlich ebenso wahrnehmbar wie das verzerrte Gesicht.
So fühle ich mich jetzt ausreichend motiviert, um heute ab 19.00 Uhr den ersten myline-Termin zu haben. Ich bin mir wieder einmal sehr sicher geworden: Ich MUSS abnehmen, denn der körperliche (und damit auch seelische) Leidensdruck wird immer stärker. Meine Lebensqualität nimmt ab und es kann nicht sein, daß ich auf dem Rückweg vom Baumarkt (15 Minuten Fußmarsch einfache Strecke) fiese Rücken- und Hüftschmerzen habe, meine Füße müde sind und ich außer Atem durch die Gegend schnaufe.
Ich bin UNFIT und auch das muß sich ändern, wenn ich wieder leben will.
Über den ersten Abend werde ich berichten.