Gedanken über den Sinn eines Blogs

Wir sprachen hier zuhause gestern live und auch am Telefon über den Sinn eines Blogs und auch einer privaten Website.

Verblüfft haben wir nämlich feststellen müssen, daß es Menschen gibt, die eine Website und/oder einen Blog erstellen, ohne sich über die Konsequenzen ihres Tuns klar zu sein.

Eine solche Präsentation nach außen, zumal mit den Funktionen „Gästebuch“ und „Kommentar“ bedeutet nach meinem Verständnis die Aufforderung und den Willen, sich zu öffnen und andere Menschen einzuladen, ihre Meinung zum Präsentierten kundzutun. Niemand darf vergessen, daß eine Öffnung mit Sorgen, Nöten, Freuden, Alltäglichem und Besonderem immer ein Wagnis ist. Es erfordert Mut, die eigenen Gedanken ins Licht der Öffentlichkeit zu stellen. Doch immer geben die Websites oder Blogs die subjektive Empfindung und Darstellung des Verfassers wider. Das ist letztlich somit eine recht einseitige Betrachtungsweise aller dargestellten Themen.

Nun sind die Besucher solcher Seiten von unterschiedlichem Alter, Geschlecht, Bildungsstand und von unterschiedlicher Lebensweise, Erfahrung und Überzeugung. Die präsentierten Seiten lösen völlig unterschiedliche Gefühle aus. Künstler kennen das sehr gut bei Feedbacks zu ihren Arbeiten.

Ich persönlich (und ich sehe mich nicht allein mit dieser Auffassung) möchte durch die Gästebücher und Kommentarfunktionen in meinen Webseiten und Blogs gern diese Gefühle und Meinungen, die Anregungen und Gedanken meiner Besucher erfahren. Ich möchte wissen, was ich auslöse. Ich bin neugierig!

Doch diese Neugierde, dieses Öffnen nach außen, hat auch die Konsequenz, daß ich mir Kritik gefallen lassen will. Denn es kann niemals sein, daß alle Menschen immer alles gut finden, was ich von mir gebe. Wäre das der Fall, dann wäre ich ein perfekter Gott, welch eine Blasphemie! Somit nehme ich in Kauf, daß es Menschen gibt, die mir schreiben, was ihnen nicht gefällt. Dazu haben sie auf meinen Seiten das Recht! Denn die genannten Funktionen schließen Kritik nicht automatisch aus.

Ich sehe in positiver und negativer Kritik in jedem Falle einen Sinn. Denn sie löst immer ein Nachdenken, ein Auseinandersetzen mit der Blickweise des Kritisierenden aus. Das bedeutet recht einfach, daß ich meinen eigenen Blickwinkel mit Hilfe des Kommentierenden verändern kann.

Würde ich mich gegen Kritik sperren, dann würde ich meine eigene Betrachtungsweise nicht verändern (können) und wäre starr. Sperre ich mich gegen eine Art von Kritik, indem ich mich der negativen Kritik nicht stelle und sie meinen Besuchern verbiete, so verschließe ich mich der Veränderung durch Feedbacks, ich würde „betriebsblind“ werden.

Sicherlich habe ich als Webmaster auch das Recht, schnöde Beleidigungen einfach zu löschen und auch ahnden zu lassen. Sicher ist auch hier die Grenze dessen, was als Beleidigung gilt, recht individuell zu sehen. Doch auch hier mag ich mich mit dem Thema auseinandersetzen und mich fragen, was diesen beleidigenden Menschen dazu bewogen hat, diese Tat zu begehen. Auch da stelle ich mich der Kritik, selbst wenn sie unsachlich ist.

Ich bin nicht allwissend und erhebe auch nicht den Anspruch, es irgendwann einmal zu sein. Sicher habe ich meine Erfahrungen und mein Wissen erhalten und ich gebe gern davon. Doch indem ich mich den Meinungen anderer Menschen stelle und auch mir widersprechende Meinungen zumindest anhöre, kann ich lernen. Ich werde durch Kritik nicht dümmer, ich verliere dadurch weder an Einfluß, Macht über meine Seiten oder gar Intelligenz. Ich kann durch Kritk nur gewinnen!

Na klar, jeder Mensch will zu jedem Zeitpunkt seines Lebens geliebt werden. Das ist ein Grundbedürfnis, das tief in uns verankert ist. Doch bedeutet ein geschriebenes oder gesprochenes „Hey, da widerspreche ich Dir!“ gleich auch „Ich mag Dich nicht!“? Und selbst wenn es so wäre, habe ich den Anspruch, daß mich absolut jeder Mensch dieser Welt lieben muß? Niemand ist gezwungen, mich zu lieben, kein Mensch muß meiner Meinung sein. Das ist Freiheit und ein Naturgesetz (oder wer mag: ein göttliches Gesetz).

Aus diesem Grunde verstehe ich nicht, wenn ein Webmaster Toleranz predigt und kritische Kommentare ablehnt, ja sogar Hausverbote erteilt, wenn ein Kommentator von der nicht öffentlich präsentierten Norm der Website abweicht. Das erinnert mich an die Regierungsform der Diktatur: Widersacher werden ausgeschaltet, auch wenn sie nicht wußten, daß sie unerwünscht sind.

Ich dachte bislang immer, das Internet wäre gelebte Freiheit und Demokratie 😉

Es gibt viele Stufen der Weisheit. Einige wenige davon sind „Offenheit gegenüber Andersdenkenden“, „Ewiges Lernen“, „Respekt gegenüber den Gegnern“, „Wahrheit“ ……..  Der Weg auf den Berg der Weisheit ist schwer und steil, doch die Aussicht ist von jeder Stufe aus einfach grandios. 😉

Zu guter Letzt:

Nur mit den Augen
der anderen
kann man die
eigenen Fehler
gut sehen.

Chinesisches Sprichwort

Ich bitte um Kritik! Beleidigende Einträge werden von mir gelöscht und mit Platzhaltern versehen :)) <—– Ich hoffe, dieser Emoticon wurde nicht übersehen! 😉

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