Gestern waren wir in der "Offenen Tür" ausnahmsweise mal eine kurze Zeit zu dritt. Zwei Ehrenamtliche und ich als bezahlte Kraft. Wieder die Diskussion über die Schließung der "Offenen Tür" aufgrund fehlender Finanzmittel.
Und hier zeigt sich die abgrundtiefe Perversität unserer Regierung. Seit Jahren werden die Mittel für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen gekürzt und gestrichen. Jugendzentren müssen schließen, weil weder die Stellen der Sozialarbeiter bezahlt werden können, noch die Gebäude unterhalten oder Materialien beschafft werden können.
Seitens der Kirchen und Organnisationen wird ebenfalls gekürzt, weil die politischen Fördermittel nicht mehr ausreichen, den Standard der letzten Jahrzehnte zu halten. Egal in welche Bereiche der Kinder- und Jungedlichen-Betreuung wir schauen, es werden Stellen gestrichen und Leistungen eingestellt. Alles unter dem Deckmantel der Sparsamkeit.
Die Folgen sind schon jetzt spürbar. Die Kinder aus ärmeren Haushalten bleiben entweder zuhause oder sie lungern auf den Straßen herum. die intensive Gruppenarbeit und die Angebote offener Häuser sind ja kaum noch vorhanden. Die Vereine versuchen abzufangen, was nur geht, doch auch da scheitert inzwischen entweder alles am hohen Mitgliedsbeitrag oder an der einfach Tatsache, daß das Angebot nicht erweitert werden kann. So sind hier viele Vereine in der dummen Situation, keine Hallentermine mehr zu bekommen. Die Sporthallen werden geschlossen und über die Schließung der Bäder wird ja bereits lang und breit beschlossen.
Die Politik überlässt die Kinder und Jugendlichen schlichtweg in ihrer Freizeit sich selbst. Man mag ja gern jetzt nach den Eltern schreien, doch welches Kind will sich 24 Stunden am Tag mit Eltern und Lehrern umgeben?
Jetzt wundert es die Politik, daß es in Deutschland eine Steigerung der Gewalttaten bei Jugendlichen gibt. Und die Rufe nach Erziehungscamps und härteren und mehr Strafen werden immer lauter. Auf die Idee, solche Straftaten im Vorfelde mit wenigen Mitteln zu verhindern, kommt anscheinend niemand. Es werden nun mehr Gelder in die Versorgung und Verfolgung von Straftätern gesteckt. Eben jene Gelder, die vorher der Prävention gedient haben und gekürzt wurden.
Zurück zur "Offenen Tür". Gewalt und Gewaltbereitschaft sind dort eindeutig Thema. Wenn ich für die Kinder und Jugendlichen in der "Offenen Tür" nicht nur 5 Stunden die Woche das Haus geöffnet hätte, sondern an 5 Tagen jeweils 2,5 Stunden, wäre schon viel getan. Noch mehr könnte geschehen, wenn wir zusätzlich zu einer reinen pädagogischen Aushilfskraft auch noch einen Ansprechpartner bieten könnten, der sich in die Gespräche einbringt und Einfluß nimmt. Solche Menschen kosten Geld, das ist mir klar. Es wären derzeit rund 1000 Euro monatlich nötig, um diesen Betrieb zu garantieren. Ein Straftäter kostet den Staat täglich rund 100 Euro.
Wir haben in der "Offenen Tür" zwischen 20 und 60 Menschen täglich. Gehen wir von einem Mittel von 40 aus, denn könnten wir für 25 Euro monatlich vorbeugend tätig werden. Statt für die mehr als 3.000 Euro monatlich, die unsere Politik für die Nachsorge ausgibt.
Für das Geld könnte man einen Streetworker beschäftigen, der auch wirklich draußen ist. Schwelm hat einen. Der ist angeblich halbtags beschäftigt und da macht er Innendienst. Verwaltungskram und Mittelbeantragungen.