Guten Morgen

1. Mai, Tag der Arbeit.

Heute haben sich die Gewerkschaften Deutschlands sicherlich wieder viel zu geben und zu beweihräuchern ob ihrer guten Taten. Darüber habe ich meine eigenen Ansichten und ich denke, wir wären heute besser dran, wenn den Gewerkschaftern weniger Freiraum zur Pflege ihrer persönlichen Freiheiten gegeben würde. Denn ganz offensichtlich ist dort das gleiche Phänomen wie in der Politik zu beobachten.

Es beginnt mit dem Einstieg des Arbeitsnehmers in den Personalrat und damit der ersten Belohnung durch einen besonderen Kündigungsschutz. Es folgen Freistellung von der Arbeit und permanentes Wichtigfühlen. Durch die Anbindung an die Gewerkschaften (womit ein weiterer tieferer Schutz gesucht wird) ist auch die Unabhängigkeit nicht mehr gegeben. Denn schließlich ist jede Gewerkschaft auch einer Partei besonders zugetan.

Jetzt beginnt das natürlich streben des Arbeitsnehmers nach Macht und dabei wird nicht mehr zwischen Arbeitgeber (dem Urgegner) und Kollegen unterschieden. Macht ist Macht und einmal freigestellt sorgt für die unerträgliche Vorstellung, wieder voll arbeiten zu müssen. Also muß Karriere gemacht werden. Weniger am Arbeitsplatz, vielmehr als Personalrat. Das wiederum geht nur auf dem üblichen Wege der Politik: Sitzungen mit den richtigen Leuten.

Selbstverständlich ruht sich die Gewerkschaft heutzutage gern auf den Lorbeeren der Vergangenheit aus. Sie haben, das gebe ich gern zu, in den Zeiten der Industrialisierung enorme Kämpfe gefochten und sehr viel für die Humanisierung der Arbeitsplätze getan. Doch wo sind sie heute?

Sozialpläne fordern, wenn Entlassungen drohen ist doch schon beinahe alles. Demonstrationen mit Plastikumhängen und Trillerpfeifen, die Organisation von Streiks an Standorten, die möglichst viel Medienrummel bieten. Wo ist die Arbeit für den Einzelnen geblieben? Wo arbeiten die Gewerkschaften gegen die menschenverachtenden Einstellungsbedingungen und den Druck der Chefs, die noch heute den Spruch bringen "Draußen warten 5 Millionen auf Ihren Job!"?

Mobbing? Leider zu oft ist der Personalrat, die Gewerkschaft entweder ignorant oder sogar beteiligt, weil ihre Mitglieder mitmachen. Macht und das Schärflein ins Trockene zu bringen, das ist heute leider Gang und Gäbe.

Wofür wird heute demonstriert? Wogegen? Gegen die Arbeitslosigkeit? Stellen unsere Gewerkschaften denn heute Mitarbeiter zu besseren Bedingungen ein, als es der Rest der Arbeitgeber tut? Gehen die Gewerkschaften dafür auf die Straße, daß unsere Kinder alle (wie noch von Herrn Kohl versprochen) einen Ausbildungsplatz bekommen? Fordern unsere Gewerkschaften endlich die Aufhebung des Solidarzuschlages (den es nur für ein Jahr geben sollte!), die Aufhebung des Lohngefälles Richtung Osten, die Aufhebung von HartzIV, die Gleichbehandlung von älteren Arbeitsnehmern und Frauen und so weiter und so weiter?

Vielmehr scheint es doch so, als ob die Führungen der Gewerkschaften es gern unseren Politikern gleich tun. Großes Auto, viel Geld und weit weg vom Elend der Basis.

Tag der Arbeit!

Ich bin für die Umbennung dieses Tages in "Tag der Bonzen". Das wäre ehrlich.

Und ich gehe heute morgen auf Honorarbasis arbeiten. Damit ich meiner Pflicht zur Rückzahlung von Leistungen des Staates nachkommen kann. Der Spaß bleibt mir in Anbetracht der heutigen Lebensumstände leider oft genug im Halse stecken.

Und daran, liebe Bonzen, daran solltet Ihr arbeiten! Hatte ich Euch gegenüber eben das Wort "arbeiten" benutzt? Oh, Entschuldigung!

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