Heimsport

Ich weiß schon, warum ich früher im Garten meiner Eltern das Unkrautjäten gehasst habe. Es tut weh. Im Rücken und das schon seit frühester Kindheit. "Stell Dich nicht so an!" war die Antwort auf mein Klagen und später gab es dann eben die Backpfeife beim Rückenstrecken zwischendurch. Andere Zeiten, andere Sitten.

Damals habe ich mich dann sogar schon vor der Erde geekelt und dem Dreck unter den Fingernägeln. Arbeitshandschuhe waren undenkbar und "Kinder müssen lernen, wie man arbeitet."

Heute, erwachsen und selbstbestimmend wie ich bin, trage ich beim Unkrautjäten an den beiden Häuserfronten natürlich Arbeitshandschuhe (wegen der Hundepisse und Rotze überall – Verzeihung, andere Worte wähle ich dafür nicht mehr). Und ich hocke oder knie mich hin, um den Rücken lastfrei zu behalten.

Obwohl es sehr wenig aussah, hier ein bißchen Grün, dort ein bißchen Wucherung, habe ich an den beiden Häusern einen großen blauen Müllsack voll ausgerissen und gefegt. Ich stelle mir mit Grauen vor, wie es wäre, wenn Vermieters auf die Idee kämen, auch noch Blumenbeete anzulegen. Ich hoffe, sie lesen jetzt nicht mit.

Die beiden Baumumrandungen wachsen brav mit Efeu zu und das kann ich schneiden. Überhaupt sind mir Bäume schon immer lieber gewesen. Da kann man die Äste notfalls mit einem Schnitt oder ein bißchen Sägen kürzen. Das Laub lässt sich leicht fegen und füllt riesige Mengen an Säcken. Und jeder sieht, daß etwas geschafft wurde.

Heute fiel mir dann also auf, daß ich die Arbeit zwar noch immer widerwillig mache, aber hinterher Freude am Fertigsein und dem Glanz der getanen Arbeit habe. Von den Nachbarmietern werde ich bestaunt wie ein exotisches Tier aus Sonstwoher. Und ich bekomme keine Ohrfeigen mehr, wenn ich Rückenschmerzen habe. Das ist der Vorteil, wenn man groß und alt geworden ist. Da bekommt alles irgendwie einen besseren Sinn.

Ich bin froh, daß ich nicht mehr Kind bin. Und ich bin zufrieden darüber, daß ich heute auch ungeliebte Tätigkeiten mache, weil sie ein Stück Freude mit sich bringen. Nur ein kleines Stück, aber immerhin!

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