Heute entbrennt, zumindest in Westdeutschland, wieder einmal die Diskussion um Worte und Auslegungen.
Es ist wieder einmal der 8. Mai und es ist wieder einmal der Jahrestag des Kriegsendes im Jahre 1945.
Ich bin nicht dabei gewesen, ich bin erst 1959 geboren. Mein Vater hat den Krieg als Kind erlebt und wurde nach Thüringen evakuiert. Mein Großvater hat den ersten Weltkrieg als Kind erlebt und wurde in den Zweiten eingezogen. Es gab keine Alternative für ihn. Mitsamt Familie in den Untergrund oder auswandern war einfach kein Gedanke. Wie so viele hat man einfach mitgemacht. Dafür gibt es keine Vorwürfe. Es würde heute in Deutschland nicht anders sein, man schaue sich nur die Wahlen an.
Ich lese heute ein Plakat an der Humboldt-Universität in Berlin „Wir danken den Allierten für die Befreiung von der Nazi-Diktatur“ und ich bin entsetzt. Entsetzt über die öffentliche Verleumdung einer einfachen Tatsache. Das deutsche Volk wurde keineswegs befreit. Das deutsche Volk hat die damals herrschende Regierung GEWÄHLT. Eine dumme Entscheidung, sicherlich. Das deutsche Volk hat an allen Fronten gegen die Fremden gekämpft. Jeder Soldat hat getötet, um nicht selbst getötet zu werden. Und mir kann niemand erzählen, er hätte dort an der Front nicht gehasst. Gehasst für all das Leid, was sich Menschen gegenseitig antun.
Sicherlich wurden seitens der Regierung unglaublich widerliche Greueltaten begangen und sanktioniert. Und ich bedauere, daß der Widerstand gegen die Führung keine Erfolge hatte.
Doch der Krieg wurde durch die Kriegsgegner Deutschlands gewaltsam beendet. Nichts anderes. Deutschland hat einen Krieg verloren, den es begonnen hat. Gut so! Und die Allierten haben das getan, was alle Kriegsteilnehmer wollen: Sie wollten siegen! Und sie haben gesiegt. Es hätte auch anders kommen können, Herrschaften!
Deutschland war im Mai 1945 am Ende. Am Ende seiner Lust am Krieg und am Ende seiner Wirtschaft. Deutschland hatte einen großen Teil seiner Bevölkerung verloren und jegliche Produktion war fast unmöglich. Die Kriegsgegner Deutschlands haben das erreicht, was sie mußten. Sie haben vernichtet, um zu vernichten. Sie haben getötet und zerstört, um die Übernahme ihres Landes durch deutsche Soldaten zu verhindern, wie es in Frankreich und Polen geschehen war.
Ich bin heute dankbar dafür, daß die Kriegsgegner sich relativ human dem deutschen Volke gegenüber gezeigt haben, als der Krieg gewonnen war. Denn es gab Pläne, Deutschland von der Landkarte zu radieren. So tief war der Hass und das Machtgefühl.
Ich denke auch, daß die Allierten das deutsche Volk damals nicht von einem Terror-Regime befreit haben. Sie haben einfach nur einen Krieg gewonnen. Mehr nicht. Sie hätten auch jede andere Regierungsform aufgelöst. Auch einen Kaiser Wilhelm, wenn er den zweiten Weltkrieg geführt hätte. Und sicher auch einen Helmut Kohl und einen Gerhard Schröder.
Würde heute ein Krieg ausbrechen, den ein Joschka Fischer beginnen würde, dann würde vielleicht in einigen Jahren an der Universität das gleiche Transparent hängen. Es wäre lediglich der Text geringfügig verändert.
„Wir danken den USA für die Befreiung vom rot-grünen Terrorregime“
Und das Wörtchen „rot-grünen“ kann man gern gegen „schwarzen“ austauschen.
Ich werde heute an das Kriegsende denken und an das Ende des Leidens vieler Deutscher und Ausländer. Und ich danke denen, die dieses Land mit aller Kraft wieder aufgebaut haben. Die sich nach dem 8.5.1945 nicht ihrer Regierung nachgetrauert haben, sondern angepackt haben und etwas Neues geschaffen haben. Ich denke an diejenigen, die das Ende des Krieges nicht dazu benutzt haben, sich zu bereichern, sondern geholfen haben.
Und ich denke heute an die Polizisten, die ihrer Groll gegen die Spinner beherrschen müssen, die heute demonstrieren. Gegen und für eine Regierung, die es nicht mehr gibt. Mir scheint´s, die Demonstranten wollen Krieg.
Und wer hängt morgen ein Plakat an die Universität auf dem geschrieben steht: „Wir danken der Polizei für die Befreiung von den Idioten-Demo?“