Impressionen aus der Bürgerschaft

Ich war ja nun gestern nachmittag zwangsläufig zu Fuß unterwegs. Schnellen Schrittes, weil ich a) keine Zeit hatte und b) der Körper sich einfach besser anfühlt, wenn ich schnell gehe. So fegte ich nun durch die Stadt von einer Stelle zur Anderen.

Ein junger Autofahrer war nach dem Parken auf dem Gehweg so sehr um seine Felgen besorgt, daß er mir mit hohem Tempo auf dem Fußweg entgegenkam, ohne auf die Straße zu wechseln. Seine Augen wurden größer und größer, als er näher kam und sein Fuß schien mit dem Gaspedal verschweißt zu sein. Um Haaresbreite zischte er an mir vorbei und riskierte dennoch ein gemeines Hupen eines im nachfolgenden Autofahrers, der allerdings auch nicht langsamer wurde, um ihm das Einscheren zu ermöglichen. Drei Stur- oder Dummköpfe trafen aufeinander. Ich hätte mich ja auch an die Hauswand drücken können. Oder die Panzerfaust aus der Tasche ziehen können, wie Bruce Willis :))

Dann im ALDI meiner Wahl, Schlange vor der Kasse, ich stehe dort mit meinen vier Teilen in der Hand vor einem Rentnerehepaar mit vollem Einkaufswagen. Der Herr des Wagens schaut in seinen Wagen, schaut mich an und schaut weg. Sieht mich erneut an, sieht in seinen Wagen, dreht sich erneut nach einer Weile zu mir um und bittet mich, vorzugehen. Ich bedanke mich höflich und lehne mit den Worten ab: "Ich bin arbeitslos, ich habe Zeit. Machense mal." Daraufhin kam sofort ein mitleidiger Ausdruck in die Gesichter des Paares und sie drängten mich nach vorne, sozusagen als gute Tat des Tages. "Ach herrjeh, und wir als Rentner haben nie Zeit, ach herrjeh." Ich glaube, ich werde diesen Satz öfter mal bringen und eine Studie davon machen. Ist es peinlich, arbeitslos zu sein? Denn die neue Arbeitslosenstatistik ist so offensichtlich wieder gefälscht, wie es nur geht. Man schämt sich halt.

Geschwinden Schrittes den Supermarkt wieder verlassend, komme ich an einem Haus in einer Allee vorbei, wo ich vom Weiten schon sehe, wie eine ältere Frau das Laub aus dem Vorgarten auf den Gehweg harkt. Der Vorgartenrasen wird vermutlich mit der Nagelschere bearbeitet, um stramme deutsche Einheitlichkeit zu präsentieren. Während ich mich dieser Dame nähere, schüppt sie das zusammengerechte Laub zusammen und kippt es in einen nahegelegenen städtischen Papierkorb. Bis ich endgültig bei ihr bin, kippt sie bereits die nächste Schaufel Laub mit Akribie in die viel zu kleine Öffnung des roten Plastikbehälters. Ich lächele sie an und gebe von mir: "Na, so kann man sich die Müllsäcke sparen, nicht wahr?" Daraufhin schaut mich die etwa 70-jährige mit offenem blick an und meint: "Ich gebe der Stadt nur wieder, was ihr gehört. Die Bäume sind nicht meine und das Laub fällt von der Stadt auf mein Grundstück. Das könnse behalten, woll." Klasse! Gebt dem Staat, was dem Staate ist. 🙂

Ich finde, das Beispiel könnte man ebenso mit Strafzetteln durchführen. Oder mit Hundehaufen an Hundebesitzer. Oder so ….

Ach, wie schön, wenn man mal spazieren geht. Das schafft Eindrücke.

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