Karin hatte es vorhin ins Grübeln gebracht. Die Sache mit dem Reformationstag morgen und dem 30. Oktober heute. Selbstverständlich hatte ich dann nachrecherchiert und dennoch gegrübelt, was denn der 30. Oktober für ein besonderes Datum war.
Ich weiß, daß es da oben in der Lüneburger Heide immer üblich war, am Martinstag "Matten hären" zu singen. Aber das war am 11. November. Was nun, zum Geier war am 30. Oktober?
Und dann fiel es mir eben ein: "Weltspartag", der Umsatzfeiertag der Sparkassen und Banken. Es fiel mir wie Schuppen aus den Haaren, als ich an dieses weltbewegende Datum der einnehmenden Zunft denken mußte.
Ich bin nämlich als Kind und junger Schüler mal mit meinen geschenkten paar Kröten zum Bankschalter gegangen und wollte am Weltspartag das machen, was sowieso fällig war. Auf ein Sparbuch einzahlen, das mir meine Großmutter mal mit 5 DM eingerichtet hatte. Also ging ich mit weiteren 5 DM (das war in meinen Augen ein Vermögen) in die Bank, um dort für meine Einzahlung eine der dort ausgestellten Belohnungen zu bekommen. Sicher hätte ich das Geld viel lieber für Matchbox-Autos ausgegeben (die damals noch 1,50 DM kosteten), doch meine Schulfreunde hatten mit glänzenden Augen von all den guten Dingen berichtet, die sie da bekämen. Und auch die Klassenlehrerin berichtete von diesem Tag und den zu erwartenden Geschenken für fleißige Sparer.
Da stand ich dann mit meinem Heiermann und reichte ihn mitsamt dem Sparbuch über den Tresen. Der Kassierer blickte mcih an, nahm das Geld, trug den Betrag ein, unterschrieb, stempelte und reichte mir das Sparbuch wieder rüber. Kein Geschenk. Nichts. Das Geld war weg und ich stand wie doof vor dr Kasse. Zum Fragen zu schüchtern und hinter mir begann die Erwachsenenwelt zu drängeln.
Also zog ich von dannen, voller Wut und Enttäuschung. Das rote Sparbuch hätte ich bald am liebsten irgendwo in den Gulli gesteckt. Zuhause angekommen fragte mich keiner, wie es denn war. Denn ich hatte mein Geheimnis mit dem Weltspartag für mich behalten. Ich habe nie wieder am Weltspartag etwas eingezahlt.
Heute war Weltspartag. Ich war nicht in der Bank. Sonst hätte ich mal gefragt, ob ich heute das damals fällige Geschenk bekommen könnte. Um mit diesem Tag ins Reine zu kommen und ein dummes Gefühl abzubauen.
Naja, vielleicht im nächsten Jahr. Da steht dann ein großer erwachsener Junge vor dem netten Sparkassenazubi am eingerichteten Sonderschalter und erzählt eine rührende Geschichte von vor mehr als 40 Jahren.
Mal schauen.