Korsika – Die Reise

Als absolut stressig und recht unkomfortabel habe ich die Reise per Bus empfunden. Auch wenn wir Mitarbeiter auf dem Hinweg im unteren Teil eines Doppeldecker-Reisebusses die Beine ausstrecken konnten, so gab es keine echten Liegemöglichkeiten für Menschen ab 1,50 Meter Körpergröße.

Die Reise aus dem Ruhrgebiet bis in die Nähe von Ajaccio an der Süd-Westküste Korsikas dauert nahezu 26 Stunden, die überwiegend sitzend verbracht werden. Wer dann auch noch das Problem hat, nicht in fahrenden Fahrzeugen schlafen zu können, der ist am Ende der Reise einfach nur fertig mit der Welt. So ist es mir auf der Hin- und auf der Rückreise ergangen.

Man fährt in Deutschland mit dem Ziel Autobahn A5 nach Basel und von dort durch den St. Gotthard-Tunnel (der ist nichts für Leute mit Angst in engen Räumen, da er mehr als 16 Kilometer !! lang ist) nach Mailand.

Ich bin auf der Rückreise den Begleitbus durch Mailand hindurch gefahren und es ist ein Erlebnis, Italiener in ihrem eigenen Land fahren zu sehen (und zu spüren). Es gibt keine gute Chance, Mailand per Autobahn zu umgehen. Das Einfachste ist es, die Himmelsrichtung im Kopf zu haben und auf den breiten Straßen zu bleiben. Winzige Schilder mit der Aufschrift "Autostrada" weisen in SEHR großen Abständen auf den richtigen Weg zur Autobahn hin. Nicht verzweifeln, wenn mal auch nach dem vierten Kreisverkehr kein Hinweis mehr kommt. Einfach geradeaus fahren, passt schon 🙂

Von Mailand geht es bequem über mautpflichtige Autobahnen nach Genua, der Hafen ist für italienische Verhältnisse großzügig ausgeschildert. Die Autobahn ist auf den letzten 20 Kilometern ein echtes Abenteuer und nur hier hatten wir Probleme mit erbrechenden Kindern.

Wer die Fähre vorgebucht hat, muß 2 Stunden vor der Abfahrt anwesend sein, sonst werden die Plätze wieder vergeben. Das sorgt für lange Zeiten in der Sonne und ist recht unangenehm, wenn es, wie auf der Rückreise, zur Mittagszeit geschieht. Die Fähre bietet Raum genug für mehrere Restaurants, ein Kabinendeck, zwei Fahrzeugdecks und ein Sonnendeck mit Pool und Bar.

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<p align="left">Es irritiert die Fahrzeugreisenden, daß die Fähre die Klappen bereits kurz vor dem Anlegen öffnet, allerdings nur zu einem Viertel. Dumme Autofahrer starten da schon die Motoren ihrer Fahrzeuge.</p>
<p>Die Bordmannschaft spricht italienisch und scheinbar weder englisch, noch deutsch, noch französisch. Das war im Übrigen auch ein Phänomen bei den Franzosen auf Korsika, die sich einfach weigerten Englisch zu sprechen. Man lebt französisch und die Welt hat eben Pech, wenn sie Englisch spricht :))</p>
<p>Die Fähre ist dank ausgefeilter Technik und ruhigem Meer fast 5 Stunden gleitend auf dem Mittelmeer unterwegs und hier können müde Reisende vielleicht am Pool im Schatten eines Überdachs ein wenig schlafen. Oder man schaut träumend auf das tiefblaue Meer hinaus und hält nach Tümmlern Ausschau.</p>
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Lange vorher schon zeigt sich der Nordzipfel Korsikas mit sanften Bergkuppen und garnicht so typisch, wie etwas weiter auf der Insel. Bastia selbst ist modern, gut ausgeschildert und sehr schnell im Fahrzeugverkehr. Kreisverkehre sorgen für einen rasanten Fahrzeugdurchsatz und vor den Kurven darf gehupt werden. Diese Stadt ist Großstadt, ganz eindeutig und Napoleon lässt als Statue vom Sockel herab grüßen. Palmen säumen die Nationalstraße nach Ajaccio, der Hauptstadt von Korsika. Nach wenigen Kilometern öffnet sich das weite Land und Korsika beginnt!

Leitpfosten gibt es nicht und Leitplanken sind höfliche Zugeständnisse an Touristen und Motorradfahrer. An Brücken sind knöchelhohe Steinbarrieren gemauert, die auch an vielen Straßenrändern plötzlich und scheinbar ohne Grund angebracht sind. Der aufmerksame Autofahrer wird jedoch feststellen, daß hier wohl oftmals leitvolle Erfahrungen zu diesen minimalen Schutzwällen geführt haben. Denn sehr häufig habe ich helle, neue Mauerstellen zwischen den älteren Steinen gesehen und unmittelbar dahinter lag in weiter Tief eine verrostetes Autowrack.

Die Korsen haben sich scheinbar abgewöhnt, abgestürzte Fahrzeuge zu bergen. Sie bleiben als Mahnung zweckmäßigerweise in der Tief und der Natur überlassen. Zumindest für Touristen ist das sehr eindrucksvoll. Die Korsen hingegen überholen, wo sie nur können. Blindes Vertrauen auf Gott und die Bremskraft und Reaktionsfähigkeit ihres Gegenübers, überholen sie auch bei Gegenverkehr und in Kurven. Uns Deutschen blieb oftmals das Herz stehen.

Dennoch darf man sich nicht täuschen. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h wird auf Korsika äußerst selten erreicht. 60 km/h sind realistisch und werden problemlos als scharfer Fahrstil geduldet. Wer meint, die Schlange hinter ihm wäre lang genug, der fährt auf eine der unbefestigten Ausweichstellen und lässt passieren. Der Korse bedankt sich mit Hupen. ebenso hupt er, wenn er gern früher vorbeifahren möchte. Oder wenn er etwas mitteilen will. Oder auch jemanden grüßen will. Die Hupe ist dem Korsen wichtig. Für Deutsche ist das sehr ungewöhnlich, sich nicht gleich angemacht zu fühlen, wenn gehupt wird. Die Verkehrszeichen sind europäisch angepasst und die Ortsschilder zweisprachig in Französisch und Korsisch gehalten. Die Hinweisschilder auf Korsika sind reichhaltig, nur manchmal schwer vor all der Werbung zu entdecken, die den WEgrand in den Städten bevölkert.

Ich habe da mal ein kleines Laien-Video mit der Kamera gedreht, daß einen kleinen Eindruck von der Nationalstraße gibt. Etwas mehr als 1 Minute lang und mit 23 MB Volumen leider nichts für Modemsurfer.

VIDEO
23 MB !

Die Nationalstraße zeigt dann Korsika von einer der schönsten Seiten und man fährt auch noch im Juli an schneebedeckten Gipfeln vorbei. Erste Bewunderung für die korsischen Busfahrer macht sich spätestens dann breit, wenn sie durch die engen Gassen der kleinen Dörfer und Städte rangieren. Spätestens jedoch dann, wenn sich die Übelkeit gelegt hat, die ungeübte Reisende zwangsläufig befällt, wenn man aus dem Fenster schaut und nur Tiefe ohne Rand erblickt.

Wer nicht schwindelfrei ist, der wird es hier. Oder er bleibt am Strand und sonnt sich dunkelbraun. Einen Versuch ist es jedoch immer wert. Wir sind bei einem Ausflug mit dem Reisebus über Brücken gefahren, die nicht breiter als die Achsen des Busses waren. Mit einem Mäuerchen von 30 cm Höhe als Begrenzung. Der Blick aus dem Fenster in Tiefen von 200 Metern und mehr lässt grübeln, wer und was dort unten alles liegen mag.

Ich würde bei meinem nächsten Besuch auf Korsika über Nizza nach Ajaccio fliegen und dann einen kleinen Leihwagen nehmen. Die Anreise per Bus ist nur für Billigsttouristen und harte Typen zu empfehlen. Ich zumindest leide noch heute an den Folgen der unbequemen Rückfahrt.

Was mir aber den Wunsch nach einer Rückkehr nicht vermiesen kann 😉

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