In meiner Ausbildung vor etwas weniger als fünfzig Jahren war es üblich, am Freitag eineinhalb Stunden früher gehen zu dürfen als an den anderen Arbeitstagen davor. Viel später habe ich dann an vielen anderen Arbeitsplätzen und in der Selbständigkeit sowieso auch an Freitagen und teilweise auch Samstagen normal durchgearbeitet, um auf die 40 oder 48 Wochenstunden zu kommen. In der ersten der beiden Selbständigkeiten kam ich sogar lange Zeit auf gute 80 Stunden in der Woche.
Seit nun mehr als 11 Jahren beim gleichen Arbeitgeber habe ich mir dank des Funktionsarbeitszeitmodells (was für ein Wort) die Routine geschaffen, meine 39 Wochenstunden so aufzuteilen, dass ich am Freitag um 12.00 Uhr in den Feierabend und in das Wochenende gehe. Dafür arbeite ich eben von Montag bis Donnerstag etwas länger.
Ich arbeite neben den täglich anfallenden Mails, Anrufen und anderen Dingen überwiegend im Kundenkontakt in Terminen direkt vor Ort in meinem Büro. Die Gespräche sind zu einem großen Teil unter der Rubrik „psychosoziale Unterstützung für Menschen in schwierigen Lebenslagen“ einzuordnen. Soviel zur Arbeit. Es sei noch erwähnt, dass das Team Vorgaben zur Anzahl der wöchentlichen Termine hat, die ich im Regelfall auch erfülle bzw. übererfülle. Denn auch freitags habe ich dann eben vier Termine gebucht.
Weil ich aber in vielen Jahren den Effekt erlebt hatte, dass am letzten Tag vor meinem Urlaub, den ich keinem meiner Kunden vorher bekannt gebe (dafür gibt es Gründe), nicht nur die Terminkunden etwas von mir möchten, sondern fast alle anderen Kunden zu „riechen“ scheinen, dass ich länger weg bin. Ich werde regelmäßig am letzten Tag vor meinem Urlaub mit Anliegen überhäuft, sodass ich es nie schaffe, rechtzeitig in den geplanten Feierabend zu kommen.
Doch dieses Mal habe ich es anders geregelt. Ich habe heute, am letzten Arbeitstage vor der zweiwöchigen Pause, keine Termine vergeben. Ich stehe also nur den Notfällen und „Notfällen“ zur Verfügung. Damit sollte es klappen, heute pünktlich um 12.00 Uhr zu gehen und dennoch alles abgearbeitet zu haben.
Was jetzt allerdings gemäß Murphys Gesetz auch passieren kann: Es meldet sich niemand und ich habe einen Putztag, weil keine Mails, keine Post, keine Anrufe und keine unterminierten Vorsprachen eintreffen. Was jetzt nicht schlimm wäre, aber eben auch knappe sechs Stunden Langeweile mit Blödarbeiten bedeuten würden, die ich ebenfalls unerträglich finde. Vielleicht berichte ich ja.