Manchmal fahre ich dann weiter

Schwelm liegt im Tal. Jedenfalls zum Teil. Wenn man von der Autobahn kommt, muss man erst in die Stadt hinunter und dann zu mir wieder ein Stück hinauf. Die ganze Gegend hier ist sozusagen doppelbergig (ja, ich weiß, die Schweizer lachen jetzt über den Begriff „bergig“ für diese Maulwurfshaufen in ihren Augen), weil man eben in einem langen Urstromtal liegt.

Das bedeutet auch, dass die Autofahrer eigentlich wissen, dass in engen Straßen die Regel gilt „Bergauf hat Vorfahrt!“. Natürlich ist es auch völlig Schwachsinn, sehenden Auges in den Gegenverkehr zu fahren, wenn ohnehin keine Ausweichstelle vorhanden ist.

Was wiederum aber den Autofahrer mit dem Blitzzeichen am Kühler nicht davon abgehalten hat, es dennoch zu versuchen, als ich heute bereits in der engen Straße bergauf fuhr. Ich bin ja einigermaßen höflich und fuhr wenigstens so weit rechts, wie es irgendwie ging. Damit er sehen konnte „Da geht nichts dran vorbei, weil a) Schnee b) Eis und c) Auto links und ich, wo Spiegel und andere lustige Teile abbrechen können.

Allerdings sah er das als Aufforderung, mit Schwung in den Schnee zu rammen, dabei einen Außenspiegel des parkenden Wagens umzuklappen und sich dann Millimeter neben meinem Spiegel endgültig festzufahren. Als ich ihm dann signalisierte, er möge den Schwachfug aufgeben und rückwärts wieder auf dem gleichen Weg zurück zu fahren, brüllte er durch zwei geschlossene Fenster irgendetwas Unverständliches. Also schob ich mich sanft auch noch den vorletzten Millimeter ausnutzend an ihm vorbei und sah dann im Rückspiegel mit großer Freude, wie der von mir angekratzte kombinierte Eis- und Schneehaufen der rechten Seite auf die Straße kippte. Und mit noch größerer Freude vernahm ich das deutliche Jaulen seiner Räder, die wohl versuchten, das Eis durch schnelles Drehen abzuschmelzen, in dem der Wagen festhing.

Meistens helfe ich, ich bin ja gern hilfsbereit. Aber manchmal fahre ich auch weiter. Man soll selbst zugefügte Leiden nicht unnötig verkürzen … 🙂

5 Gedanken zu „Manchmal fahre ich dann weiter“

  1. also bei uns (schweiz) wird der schnee regelmässig weggefrässt und auf einem grossen parkplatz aufgeschüttet! obwohl ach wir solche habe die ihren schnee lieber auf die fahrbahn schaufeln als in den eigenen garten es werden zwar busen ausgesprochen aber doch noch nicht zu hohe. allen fröhliches tauwetter

  2. Auch hier bei uns ist das nicht anders, also da nutzt kein Aufregen mehr.
    Aber was den anderen Fahrer betrifft, so hat mich gerade auch die Schadensfreude übermannt. *grins*

  3. ach Carsten, das ist nicht nur in Schwelm so. Meine Mutter kann ihr Grundstück mit ihrem Rollstuhl nicht mehr verlassen, weil der "liebe" Schneepflug immer auf diese Seite pflügt. Dabei wären auf der anderen Seite nur Gartengrundstücke. Und da muss man im Moment ja unbedingt Zugang haben….

  4. Wenn dann die mysteriösen Räumdienste, die angeblich "unermüdlich im Einsatz sind" auch mal wirklich durch die unpassierbaren Straßen den Räumschild zum schieben nutzen würden, wäre das eine echte Errungenschaft. So schieben sie den Mist von einer Seite zur anderen und natürlich die Gehweg, Übergänge und Parkplätze wieder zu. Die Folge sind nur noch 10 Prozent der möglichen Parkflächen, Berge von Schnee und Eis dort, wo der pflichtbewusste Bürger geräumt hat und eine Stadtverwaltung, die sich unsichtbar macht. Alle Jahre wieder in Schwelm. Im nächsten Jahr organisiere ich eine Sperrung meiner Straße und den Abtransport des Schnees vor die Rathaustür. Und danach bleibt die Straße nur für Anwohnerparken offen.

  5. Ohja, es gibt so schlaue Menschen…..
    Aber der normale Bürger in Schwelm ist auch recht klug, schüppt dann schön den Schnee vom Bürgersteig auf die Straße… dann ist die Fahrbahn um 1m verengt und die Hügel an den Seiten nehmen ja auch schon beachtliche Höhen an.
    Anstatt den Schnee einfach auf Freiflächen, Grünflächen und Vorgärten zu schaufeln…. Es könnte alles so einfach sein.

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