Frau
Karin Clement
Wohnort Unbekannt
Schwelm, 21.03.2005
Sehr geehrte Frau Clement,
in www.bild.t-online.de werden Sie mit der Aussage zitiert „Wer einen Job wirklich will, der kriegt auch einen!“ und „Ich denke nach wie vor positiv.„
Frau Clement, ich vermute mal, diese Aussage haben Sie in Ihrer Eigenschaft als Hausfrau, Mutter mit 5 Kindern und als Frau des Bundesarbeitsministers öffentlich getätigt, um Ihrem Mann einen Teil seiner verantwortungsbewußten Tätigkeit noch zusätzlich zu Ihrer derzeitigen Tätigkeit abzunehmen.
Das ist sehr lobenswert, Frau Clement. Doch ich meine, Sie leben an der Realität der Arbeitslosigkeit vorbei, wie auch Ihr Mann lediglich auf gefilterte Daten und Kenntnisse aufbauen kann.
Ich möchte Sie nicht lange aufhalten, da Sie als eine Frau, die wohl niemals in die Statistik der Arbeitslosen kommen wird, sicherlich viel zu tun haben.
Ich erkläre hiermit öffentlich Folgendes:
- Ich bin 45 Jahre alt
- Ich bin männlich
- Ich bin gesund
- Ich bin gelernter Verwaltungsangestellter der ehemaligen Bundesanstalt für Arbeit
- Ich bin gelernter Verwaltungsfachangestellter gehobener Dienst in der Kommunalverwaltung
- Ich habe eine Vielzahl von Fortbildungen hinter mir
- Ich habe einen gültigen Führerschein
- Ich war mit einem Computer-Einzelhandel selbständig und habe wegen Nichtzahlung der Kunden im Öffentlichen Dienst aufgegeben.
- Ich bin seit März 2003 arbeitslos.
- Ich bin alleinerziehend mit einer 11-jährigen Gymnasiastin
- Ich erhalte derzeit etwas über 1.000 € Arbeitslosengeld II für meine Tochter und mich und zahle davon meine Miete und Kosten pünktlich.
- Ich habe ein angemessenes, anerkanntes und altes Auto
- Ich bin mobil
- Ich kann umziehen, wenn man mir den Umzug finanziell ermöglicht.
- Ich bin bereit, jede Arbeit anzunehmen, die ich erlernen kann
- Ich bin bereit, für Kost, Unterkunft und Taschengeld für mein Kind und mich zu arbeiten, analog zu den Bedingungen des AlgII
- ICH KANN UND WILL ARBEITEN !!
Ich erhalte noch nicht einmal einen der sogenannten 1-Euro-Jobs.
Ich bin kein Einzelfall !
Ich fordere Sie hiermit öffentlich auf, mir eine Tätigkeit im Bundesgebiet vorzuweisen, die mich von den Regelungen des Hartz IV unabhängig macht. Ich fordere Sie auf, an meinem Beispiel zu beweisen, daß Ihre Aussage stimmt und ich mich nicht ausreichend bemüht habe.
Ich fordere Sie auch auf, ALLE Lebensumstände zu berücksichtigen.
Weiterhin erwarte ich von Ihnen für den Fall, daß Sie mir keine Tätigkeit vermitteln können, eine öffentliche Entschuldigung bei allen arbeitswilligen Arbeitslosen.
Ich glaube, daß Sie die Inkompetenz und das Chaos in der Behörde Ihres Mannes nicht erkennen und die falschen Menschen zum Handeln auffordern. Ich kenne aus jahrzehntelanger Berufserfahrung die Gepflogenheiten der öffentlichen Verwaltung sehr genau. Ich rate Ihnen dringend, sich einmal an einem ganz normalen Vormittag in der Zeit von 8 Uhr bis 13 Uhr unangemeldet und inkognito in eine beliebige Arbeitsagentur zu begeben und dort die Kaffeetassen zählen, die im Laufe eines Vormittags an Ihnen vorbeigetragen werden.
Diesen Job würde ich SOFORT für die niedrigste Vergütungsgruppe BAT VIII übernehmen, damit die Träger dieser Tassen zu dem kämen, für das sie eingestellt sind: Zum Arbeiten zugunsten der Arbeitslosen!
Ich tu meine Pflicht ! Sorgen SIE dafür, daß auch die staatlichen Vertreter Ihre Pflicht tun und sorgen SIE mit öffentlichen Statements nicht für eine Verteilung der Schuld auf den falschen Rücken. Denn es trifft diejenigen, die sich nicht wehren können. Denn sie sind zu arm und zu geächtet, um beachtet zu werden!
Dieser Brief ist öffentlich, damit er sich in den Blogs herumspricht und weiter verbreitet wird. Dieser Brief ist auch öffentlich, damit Sie ein Feedback Ihrer öffentlichen Äußerungen in der Öffentlichkeit erhalten.
Ich erwarte Ihre Antwort und ich werde jede Reaktion auf diesen Brief hier anbringen.
Carsten Koch
Neumarkt 22
58332 Schwelm
(Adresse redaktionell am 28.12.2008 verändert)
Nachtrag vom 21.03.2005, 19.32 Uhr:
Öffentlich heißt für mich, daß dieser Brief weitergegeben werden darf. Öffentlich heißt, daß jedermann ihn zitieren darf, weitersenden darf und dort hinschreiben darf, wohin er es möchte. Dieser Brief darf allerdings aufgrund des geltenden Urheberrechtes nur unverfälscht und vollständig, mit Angabe der Herkunftsadresse www.tagesblog.de genutzt werden. Aber das wisst Ihr ja alle 🙂
‚, “, ‚2005-03-21 14:22:35‘),
(238, ‚Mahlzeit ! vom 21.03.2005‘, ‚Mein Schatz hat gekocht und wir haben heute
Kotelett mit Gemüseresten von gestern und Salzkartoffeln genossen. Auch wenn mir eigentlich der Bissen im Halse stecken bleiben sollte, so habe ich das Essen dennoch genossen.
Schließlich muß und will ich mich für meinen Schatz liebesfähig und den Bundesminister für Arbiet und mehr arbeitsfähig halten.
Himmel, bin ich heute gehässig!
Aber so sieht der Tisch bei einem Menschen aus, der für ein geringes Entgelt bei einer bekannten Supermarktkette knüppeln geht und nicht mit mir zusammenleben darf, weil wir sonst zu dritt von 1.100 € leben müßten und davon absolut alle Kosten eines normalen Lebens tragen müßten.
Mahlzeit ! Deutschland !