… hat die Bundesagentur für Arbeit und darauf basierend ein Wirtschaftsexperte festgestellt, daß immer mehr Arbeitnehmer aufstockendes Hartz IV erhalten.
So ist die Zahl derer, die zusätzlich zum Lohn noch ergänzendes Arbeitslosengeld II erhalten, in den Jahren bis 2007 drastisch gestiegen. Nach Angaben der BA bekommen 384.367 Personen weniger als 800 Euro monatlich und zusätzlich darum aufstockendes HartzIV. Bei denen, die mehr als 800 Euro monatlich verdienen, sind es im Jahre 2007 insgesamt 243.550 Personen gewesen.
Die Zahl derer, die unterhalb der Armutsgrenze leben, jedoch aus Unwissenheit, Angst vor den Ämtern oder Scham keine Leistungen beantragt haben, wird auf dreimal so hoch geschätzt.
Die Zahl der “echten”, also ausschließlichen Harzt IV-Empfänger ist deutlich zurück gegangen. Das hat Anlaß zum Jubel gegeben, der meiner Meinung nach völlig falsch ist.
Wenn in Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen trotz Arbeit zu den Armen zählen, dann ist hier etwas faul auf dem Arbeitsmarkt. Tagtäglich bekomme ich mit, wie Arbeitgeber einen “guten” Bruttolohn von 7,38 Euro die Stunde bezahlen und sich dabei auf einem Tarifvertrag stützen. Die Gewerkschaften sind entrüstet über die deutsche Arbeiterarmut und verlangen von der Regierung Regelungen. Doch wer hat letztendlich Tarifverträge mit 6,38 Euro im Osten ausgehandelt und sich mit diesen zweifelhaften Lorbeeren gekrönt?
Rechnen wir doch mal am Beispiel eines Ledigen aus, was 6,38 Euro brutto bedeuten. 6,38 Euro x 40 Stunden pro Woche x 52 Wochen pro Jahr ./. 12 Monate (damit wir einen korrekten Durchschnitt haben. Macht zusammen ein Brutto von 1.105,87 Euro monatlich. Nach Brutto-Nettorechner und einem normalen Krankenkassensatz bleiben davon in Steuerklasse 1 sagenhafte 845,65 Euro.
Der Regelsatz für einen Alleinstehenden in Hartz IV beträgt 351,00 Euro. Hinzu kommen die Kosten einer angemessen 45 m²-Wohnung plus Nebenkosten in Höhe von 270,00 Euro. Macht zusammen eine Bedarf zum Überleben von 621,00 Euro. Nun geht es an die Anrechnung des Einkommens. 100,00 Euro sind Freibetrag, von 101,00 Euro bis 800,00 Euro werden 140,00 Euro frei bleiben und von 801,00 Euro bis 845,65 Euro bleiben 4,57 Euro als Freibetrag. Damit bleiben insgesamt 244,57 Euro anrechnungsfrei und 601,08 Euro werden vom Nettolohn auf das Hartz IV angerechnet. Verbleiben an Hartz IV noch monatlich 20,92 Euro.
Damit sieht die Rechnung aus wie folgt:
Auf das Konto kommen vom Arbeitgeber 845,65 Euro, vom Amt 20,92 Euro. Macht zusammen 866,57 Euro. Trotz Arbeit in Vollzeit muß dieser Ledige sich den Sanktionen der Behörde unterwerfen. er muß weiterhin Bewerbungen schreiben, seinen Verdienst monatlich angeben und seine Kontoauszüge darlegen. Er hat die Pflicht, Eingliederungsvereinbarungen zu treffen und darf nicht umziehen, ohne die Behörden um Genehmigung zu bitten.
Die Welt sieht noch dramatischer aus, wenn ein junges Paar grad ein Baby bekommen hat und die Mutter zuhause bleibt. Dann ist die Armut vorprogrammiert, solange in diesem Lande Menschen für weniger Geld arbeiten müssen, als sie zum Überleben brauchen. Machen wir uns nichts vor, die Rufe nach Leistungskürzungen bei Hartz IV sind immer noch laut. Doch wer jemals versucht hat, von 351,00 Euro im Monat nach Abzug von Strom, Telefon, warmen Wasser usw. zu leben, der weiß, daß es fast unmöglich ist. Da darf nichts im Haushalt kaputt gehen. Selbst eine defekte Kaffeemaschine wäre katastrophal. Geschweige denn Kühlschrank oder Waschmaschine.
Es kann nicht sein, daß hier über Gutscheine zum Ausgeben gesprochen wird (die sicherlich den HartzIV-Empfängern als Einkommen angerechnet werden!!), wenn Arbeitgeber keine Löhne mehr zahlen können und keine Arbeitnehmer einstellen, weil die Lohnnebenkosten zu hoch sind.
Kleine Handwerker würden gern lieber Mitarbeiter einstellen, als Aufträge mangels Zeit ablehnen. Doch aufgrund der hohen Lohnkosten müßten die Rechnungen erhöht werden und damit würde wieder niemand Aufträge erteilen. Hier beißt sich die Wirtschaft in den eigenen Schwanz.
Wir brauchen keine Gutscheine, wir brauchen bezahlbare Arbeitsplätze, einen Stundenlohn der eine Existenz jenseits der Armut sichert und Qualifikation für Arbeitslose, die auch Qualifikationen sind. Niemand wird nach einem dreimonatigen Buchhaltungs-, Gärtner-, oder Computerkurs als Mitarbeiter in einem solchen Beruf eingestellt. Eine solche Blödheit können seit Jahrzehnten nur die Agentur für Arbeit und die mitarbeitenden ARGE und Agenturen verzapfen. Eine Ausbildung bleibt eine Ausbildung. Und niemand fördert zur Zeit Erwachsene, die sich als Ungelernte endlich entschließen, eine Ausbildung zu beginnen.
Diese Wirtschaftskrise braucht keinesfalls Gutscheine für die Bevölkerung, um wieder einmal die Weisheit des römischen Reiches zu verbreiten. “Brot und Spiele” sind beliebte Werkzeuge, um das Volk ruhig zu halten. Diese Krise braucht langfristig wirkende sofortige Maßnahmen. Geld kann nur ausgeben, wer welches hat. Also tun wir gut daran, Menschen in Arbeit zu bringen und dort zu halten. Langfristig würde jeder Arbeitende sein Geld unter die Leute bringen, wenn er genug hat. Und jeder Arbeitslose würde ganz bestimmt genau das tun, wenn er wieder Arbeit hätte und davon leben könnte. Gewerbetreibende würden ihr Geld investieren und günstige Arbeit leisten.
Alles käme ins Lot, wenn nur ein Funken Verstand in unsere Volksvertreter käme. Genug Verstand, um das Volk zu vertreten.
Abgesehen davon ist es mehr als dreist, wie sich manche Arbeitgeber durch diese Art und Weise der Niedriglohnpolitik ein zusätzliches "Subventionspäckchen" vom Staat einsacken.
Es ist entwürdigend, dass Ministundenlöhne gezahlt werden. Und es ist ätzend, dass es für viele Arbeitende vorne und hinten nicht reicht. Manche dürfen sich schon glücklich schätzen, wenn sie in ihrem Minijob 6,50 verdienen und dafür auch noch 2 Stunden Fahrtzeit zur Arbeit auf sich nehmen dürfen. Meine Mutter hat vor über 20 Jahren 15 DM/Std. für Putzen bekommen. Heute werden einem großzügig 7,50 angeboten!
Auflagen vom Arbeitsamt sind auch so richtig nett, selbst wenn man keine Bezüge erhält. Ich kann es ja verstehen, dass man die Leute nicht für Nichtstun belohnen will. Aber wo soll man manchmal noch die Stellenangebote hernehmen?! Vor allem, wenn man auf Bewerbungen noch nicht einmal eine Antwort erhält!
Trotz Weiterbildungen wird es immer schwieriger mit Mitte 40 und als Familienmuttertier einen passenden Job zu finden.
Ich finde das alles nicht Witzig was denk sich die SPD da eigentlich,andere Länder haben reagiert und die MWST gesenkt was offensichtlich zieht.
Weil aber unsere Politiker mit Geld haushalten das Ihnen nicht gehört sie auch nicht in der Lage sind kürzer zu treten und die " Ich nehme das mal weil es uns gehört" Mentalität ist doch schon lange ausgereizt. Wir brauchen ein anderes Wahlsystem zugunsten des Volkes und eine GG Änderung um Politiker für ihr Fehlverhalten zur Verantwortung zu ziehen………..
Lieber Carsten,
wie wahr, wie wahr.
Verstand kann man von unseren Politikern erst dann erwarten, wenn ihnen einer ans Säckel geht. Wenn bei ihnen die Kassen nicht mehr klingeln und sie auch so leben müssten, wie Hartz IV Empfänger, dann würde bei denen der Verstand wieder arbeiten.
So lange sie aber im Geld schwimmen und die Realität nicht am eigenem Leibe spüren, so lange wird sich ihr Verstand nicht regen.
Ich lebe schon seit 4 Jahren von Hartz IV. Es ist schwer, damit zu leben, bzw. zu überleben, aber es gibt immer kleine Türchen, durch die das Glück ein wenig herein guckt.
Weil du in deinem Bericht von diesen 351 Euro Regelsatz gesprochen hast, will ich dir noch was erzählen.
Vorher war ja der Regelsatz 347 Euro. Dann wurde groß in den Medien verkündet das Hartz IV Empfänger mehr Geld bekommen, das ich nicht lache, das war nur um das Volk aufzuwiegeln.
Ich weiß ja nicht wie das in anderen Bundesländern war, aber bei uns im Kreis Offenbach (Hessen) war es so, das die so raffiniert waren und schon im Frühjahr den Leuten das Warmwassergeld gekürzt haben und zwar um genau 6 Euro.
Das heißt, ich bekomme zwar 4 Euro mehr Regelsatz, aber bei der Miete mit Umlagen wiederum 6 Euro weniger. Im Endeffekt habe ich jetzt weniger Geld wie vorher. So sehen die Tatsachen aus, aber das wird der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt.
Liebe Grüße Roswitha (menzeline)
Die ach so schlauen Köpfe haben doch schon gesagt, dass nur Arbeitnehmer den Konsumgutschein erhalten sollen.
LG Sabine