Perspektivlos?

Ich will an Stelle meiner Antworten in den Kommentaren hier einige Worte als Beitrag schreiben.

Unseren heutigen Kindern fehlen auch die gesellschaftlichen und beruflichen Perspektiven, die Nachkriegskinder immerhin hatten. Damals war Deutschland im Aufbau begriffen und die Menschen voller Erleicherung über das Ende des Krieges. Auch wenn viele Kinder nicht gewollt waren und sicherlich auch häufig sich selbst überlassen waren. Sie wurden dennoch traditionell an die Hand genommen und konnten sich sicher sein, einen Beruf zu ergreifen und gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen.

Heute herrscht Angst im Lande und entweder man sucht verzweifelt eine Lücke, um dem HartzIV zu entkommen, oder man klammert sich an die Arbeit, die man hat und kümmert sich um nichts anderes mehr. Was leben wir da unseren Kindern vor?

Viele Eltern haben heute keine Ahnung mehr, welche Berufe es gibt und vor allem, wo man sie erlernen kann. Die Schulbildung ist gegenüber früher deutlich besser und anspruchsvoller. Doch einer großen Anzahl von Kindern wird durch die arbeitslosen Eltern zwangsläufig vorgelebt, daß Bildung nichts nutzt, wenn man hinterher auf der Straße steht. Auch wenn dies ein Irrglaube ist.

Wir leben unseren Kindern und Jugendlichen vor, wie schwer das Leben ist und wie man sich am geschicktesten Vergnügen und Erleichterung verschafft. Nicht umsonst ist die heutige Werbung ein Spiegel dessen, was in den Köpfen unserer Jugendlichen vorgehen soll. Schönheit, Luxus und Freizeit sind die Highlights und schlimmer noch, die Inhalte eines Lebens. Das Ganze natürlich auf Kredit und mit Versicherungen aller Art gestützt. Alkoholgenuß ist noch immer ein Teil gesellschaftlicher Anerkennung und brutale schnelle Action einfach ein Muß. Horrorfilme haben Hochkonjunktur und kaum ein Elternteil beschäftigt sich noch intensiv mit ihren Kindern, wenn sie erst einmal eigene Freunde haben, zu denen sie selbst gehen dürfen.

Es hat sich viel verändert in den letzten 60 Jahren. Doch auch in den letzten 10 Jahren hat es einen riesigen Schritt in Richtung scheinbarer Freiheit für Jugendliche und Kinder gegeben. Man lässt sie einfach machen, was sie wollen, ohne ihnen einen Hinweis darauf zu geben, was morgen kommt. Und wie es weitergeht. Früher wurde der Beruf vom Großvater auf den Vater auf den Sohn “vererbt”. Das gibt es heute nicht mehr und ich denke, es ist auch gut so. Doch es fehlt dann natürlich auch an eben dieser Sicherheit.

Unsere Jugendlichen brauchen Perspektiven. Ganz besonders Perspektiven zum Nutzen ihrer Bildung, zur Ausbildung und zum späteren Beruf. Sie müßten im Elternhaus, in der Schule und in der Freizeit erfahren, wohin sie beruflich gehen dürfen. Nach wie vor müssen Kinder und Jugendliche gelenkt werden. Ganz sicher mit weiteren Wegbegrenzungen als noch vor 60 Jahren. Doch es darf nicht sein, daß man sie einfach so in den freien gesellschaftlichen Raum stellt und sich selbst überlässt.

Es fehlt an Gesprächspartnern, die Jugendliche ein wenig länger kennen und sie ermuntern, Praktika zu machen, sich auszuprobieren. Es fehlt an Betrieben, die Praktika anbieten, weil sie einfach keine Zeit oder Lust haben, sich um Jugendliche zu kümmern. Es fehlt auch an Wissen, daß solche Praktika allen Beteiligten helfen können. Oder wußtet Ihr, daß jeder Schüler auch außerhalb der zwei Schulpraktika jederzeit in Betrieben ein solches ablegen kann?

Gerade heute müssen solche Informationen an den Mann, die Frau, die Lehrerschaft, das Kind, den Jugendlichen gebracht werden. Abholen wird sie nämlich niemand mehr. Auch ein Zeichen dieser Gesellschaft: Man lässt sich lieber füttern als zu jagen.

2 Gedanken zu „Perspektivlos?“

  1. ich kann dir nur zustimmen! Wozu sich anstrengen, wenn man eh nicht sicher sein kann, dass man irgendwie an das erstrebte Ziel kommt?
    Ich möchte heute keine 20 mehr sein. Die Jugendlichen haben so gut wie keine Chance, irgend einen Lebensplan zu entwickeln und dann auch umzusetzen.
    Trotzdem finde ich auch, dass sie mehr Führung/Gespräche brauchen. Damit sie sich anstrengen. Aber irgendwie verstehen kann ich sie schon…

    LG
    Gabi K

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert