Probleme sind …

… versteckte Möglichkeiten.

Und so kann ich mit Fug und Recht behaupten, daß sich das Bewußtmachen der Probleme und (für mich) das, im wahrsten Sinne des Wortes, aufschreiben lohnt.

Danach geht es erheblich strukturierter an die Sachen heran und Schlag auf Schlag bieten sich auch Wege an. Dennoch zieht so eine geballte Form von Blödsachen eine Menge schlechter Gefühle nach sich. Beklemmungen, depressive Phasen und Übellaunigkeit sind da bei mir nur ein Teil der Folgen.

Doch ich bin dankbar dafür, daß ich heute bei weitem nicht mehr in so tiefe schwarze Löcher falle, wie es noch vor wenigen Jahren regelmäßig geschah. Ich weiß inzwischen selbst in den schlimmsten Tiefen noch, daß es auch wieder gut wird. Das fehlte mir damals und ich bin sehr froh über dieses Urvertrauen, das ich erst erlernen mußte.

Heute werde ich nichts mehr tun und ich versuche ein wenig glücklich darüber zu sein, daß ein Projekt heute plötzlich aufgrund eines erneuten und anderen Herangehens vorschriftsmäßig ins Laufen kam. Manchmal ist ein Haufen Schwierigkeiten wohl auch dafür da, den Blickwinkel zu ändern. Dabei fällt mir eine Sache aus der Klinik ein, in der ich 1999/2000 einige Monate verbringen konnte:

Der Bewegungstherapeut sprach damals die Gruppe während seiner Stunde mit den folgenden Worten an, nachdem er keinerlei Übung störungsfrei durchbekam. "Ich sehe schon, Sie sind heute alle bockig und wollen nicht mitmachen. Also gut, Sie sollen Ihren Willen bekommen."

Er liess jeden von uns sich einen beliebigen Platz an einer der Wände im Raum suchen. Dort sollten wir uns mit dem Gesicht zur Wand auf den Boden setzen. Niemand schaute den anderen an und grummeliges Schweigen herrschte. Der Therapeut sprach in die schweigende Gruppe "Sie alle zeigen mir heute Ihren Dickschädel und gern dürfen Sie versuchen, die Wand vor Ihnen einzudrücken." Wir sollten uns auf alle viere begeben und mit der Stirnplatte gegen die Wand pressen. Zögerlich kamen nach und nach alle Patienten der Aufforderung nach und innerhalb kurzer Zeit drückte jeder, was das Zeug hielt. Jeder spannte die Nackenmuskeln und die Schultern an, um gegen die Wand zu pressen, als würde sie weichen.

Und im schönsten Drücken, das von leisem Stöhnen aus allen Ecken untermalt war, sagte der Therapeut ruhig "Und nun schauen Sie sich mal aus den Augenwinkeln Ihre Nachbarn an und stellen fest, wie dumm das aussieht, was Sie da so machen! Sie wissen alle, daß Sie niemals mit dem Kopf durch die Wand kommen. Und dennoch verwenden Sie all Ihre Kraft und verlieren jegliche Würde dabei, indem Sie es dennoch mit aller Gewalt versuchen."

Ein Einwand wurde erhoben "Sie sagten uns doch, wir sollten das so machen." Und der Therapeut lachte "Ja, ich habe mich auch köstlich über diese Herde von Dickköpfen amüsiert."

Diese kleine Erzählung lasse ich mal so stehen, denn sie hatte natürlich noch ein langes und intensives Gespräch mit sich gebracht. Doch ich habe daraus gelernt, daß ich niemals mit dem Kopf durch die Wand komme, was auch immer ich versuche. Doch wenn ich nur einen einzigen Schritt zurücktrete, sehe ich vielleicht die Tür ….

In diesem Sinne: Hart bleiben und zurückweichen 😉

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