Regeln für die Selbständigkeit

Ich habe im Rahmen meiner bisherigen Selbständigkeiten diverse kaufmännische Seminare mitgemacht. Aus diesen habe ich, mir zur Erinnerung, mal einige Grundregeln wieder ausgegraben. Es gibt Schwächen bei Selbständigen, die sind Grund für mehr als 50 Prozent aller Geschäftsaufgaben.

Die Gründe für eine Aufgabe des Gewerbebetriebs sind recht einfach benannt und statistisch bewiesen.

  • Mangelnder Unternehmergeist

    Der Betriebsinhaber lehnt sich zurück, sobald einige Aufträge eingegangen sind und denkt nicht an später. Er kalkuliert falsch, berücksichtigt nicht seine Betriebsausgaben und sorgt nicht dafür, daß er dauerhaft Gewinn erzielt. Er betrügt sich selbst, indem er seine finanzielle Situation schön redet. Es findet kein Vergleich zwischen Soll- und Istzustand statt.

  • Verlagerung der Finanzinteressen

    Der Unternehmer gibt sein Geld für vorgeblich betriebliche Investitionen aus, die jedoch in den privaten Bereich einzuordnen sind. Geld wird aus der Betriebskasse entnommen und es wird aus der Kasse gelebt. Der Lebensstandard wird zu Lasten des Betriebes angehoben.

  • Fehlerhafte Buchhaltung

    Eine Buchhaltung wird als unliebsam vor sich hergeschoben. Rechnungen werden nicht, nicht richtig oder verspätet geschrieben. Eine Prüfung des finanziellen Status des Betriebes wird so erschwert.

  • Familiäre Hindernisse

    Die Familie fordert Zeit und Aufmerksamkeit ein, die dem Betrieb gelten sollte. Die Familie oder der Partner unterstützt die Selbständigkeit nicht, oder hat kein Verständnis für lange Arbeitszeiten und betrieblich bedingte Abwesenheit.

  • Mangelndes Wissen

    Der Selbständige hat sich nicht über seine Tätigkeit und die damit verbundenen Aufgaben und Pflichten informiert.

  • Sonstige Gründe

    Zuviel Arbeit, falscher Standort, zu wenige Kunden, zu hohe Anforderungen an die Arbeit und viele Gründe mehr.

Aus diesen Gründen für einen unglaublich hohen Stand der Betriebsaufgaben innerhalb der ersten zwei Jahre ergeben sich recht einfach Regeln:

  • Informieren Sie sich vorher ausführlich und fertigen Sie sich eine Liste Ihrer Fragen an. Arbeiten Sie diese Liste ab und nutzen Sie die Seminarangebote, die Ihnen geboten werden. Hören Sie niemals auf, sich zu informieren.
  • Besprechen Sie Ihr Vorhaben mit Ihrer Familie. Ihre Familie muß auf sie verzichten können und Ihr Vorhaben unterstützen.
  • Prüfen Sie, ob Sie bereit sind, mehr als 60 Stunden wöchentlich für Ihren Betrieb zu arbeiten. Auch am Wochenende und gerade dann, wenn alle anderen im Urlaub sind.
  • Entwickeln Sie genug Durchsetzungsvermögen, sich mit Reklamationen und mangelnder Zahlungsmoral Ihrer Kunden auseinander zu setzen.
  • Schaffen Sie sich möglichst schnell ein finanzielles Polster.
  • Holen Sie sich rechtzeitig Rat und Unterstützung bei Problemen.
  • Schreiben Sie Rechnungen sofort nach Erbringen Ihrer Leistungen. Mahnen Sie zügig und fordern Sie ggf. gelieferte Ware zurück.
  • Konzentrieren Sie sich auf Ihre Arbeit, leisten Sie sich keine Flüchtigkeitsfehler. Versuchen Sie, höchste Qualität zu liefern.
  • Seien Sie ehrlich zu sich und Ihren Kunden. Lügen und Selbstbetrug fallen schneller auf, als Sie glauben.
  • Halten Sie durch, doch geben sie rechtzeitig auf, bevor Sie unerträglich hoch verschuldet sind. Dazu gehört eine ständige Überprüfung Ihres finanziellen Status.

Wie man sieht, ist das Finanzielle ein großer und wichtiger Punkt. Zeitnahe Rechungsstellung und sehr dichte Mahnungen sind unverzichtbare Mittel, den Betrieb gesund zu erhalten. Ganz nebenbei gibt es eine Top 10 der gängigen Kundenausreden bei mangelnden Zahlungen, die inzwischen niemand mehr glauben dürfte.

  • Das habe ich vor X (hier beliebige Zahl einsetzen) Tagen schon überwiesen.
  • Ich habe noch keine Rechnung von Ihnen erhalten.
  • Meine Bank (Ich) habe da wohl einen Zahlendreher bei der Kontonummer gemacht.
  • Meine Bank hat die Überweisung einfach nicht ausgeführt.
  • Meine Bank hat das Geld auf ein falsches Konto überwiesen.
  • Wie, das Geld ist noch nicht da? Das muß ich prüfen.
  • Ich habe meinen Mann, meine Oma, meinen Sohn (etc.) damit beauftragt, das zu erledigen.
  • Das Finanzamt / die Stadt (etc.) hat leider abgebucht, bevor ich überweisen konnte.
  • Die Ware war sowieso nicht in Ordnung.
  • Ich warte noch auf die Lieferung, wieso soll ich dann schon zahlen?

Aus meiner langjährigen Praxis als städtischer Vollstrecker kann ich die Liste endlos weiterführen. Sicherlich gibt es wirklich manchmal solche Dinge. Doch sollte uns allen klar sein, daß es unmöglich ist, wenn in ganz Deutschland die Banken auf das falsche Konto überweisen, ein Überweisungsweg länger als drei Tage dauert und Briefe plötzlich vier Wochen bis zum Empfänger brauchen.

Hier ist der Gewerbetreibende gefordert, sich ein "dickes Fell" zuzulegen und entsprechend bestimmt aufzutreten.

Also bleibt die goldene Regel Nr. 1 in großen Lettern an der Wand:

"Durchhalten – Durchsetzen – Arbeiten – Ehrlich sein"

Amen 🙂

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