Sachen gibt´s – Der scheinbare Überfall

Es war 17.40 Uhr heute, als ich die Ö.-Str. in Richtung Supermarkt des Vertrauens ging. Man kann von der Hausecke der letzten Eckhäuser schon den Parkplatz sehen und dort fuhr rasant ein alter roter Golf in Richtung Ausfahrt. Das geschieht öfter mal und nur Fußgänger riskieren dort ihr Leben in der Einfahrt.

Doch hier rannte ein Mann schreiend hinter dem Auto her und als es noch auf dem Parkplatz stoppte, weil ein anderes Fahrzeug einfahren wollte, riss der Mann die hintere Tür auf der Fahrerseite auf. Die Person im Fahrzeug gab Gas und dem Mann zog es die Tür aus der Hand. Er schlug schreiend gegen das Heck des Wagens und rannte nun auf der Straße hinterher.

Die Person am Steuer des Wagens stoppte vor der roten Ampel an der Kreuzung Ö-Str. /Mö-Str. auf der Linksabbiegerspur. Der Mann rannte zur Beifahrerseite und wollte die Tür aufreissen. Diese wurde von innen verriegelt. Er trat in die Tür ging zur Motorhaube und schlug zweimal darauf ein. Er lief um die Front des Wagens herum und versuchte die Tür zu öffnen, die offensichtlich verriegelt war.

Ich hatte jetzt schon den Beamten der Polizeinotrufzentrale am Mobiltelefon und berichtete live über die Vorgänge vor meinen Augen incl. Kennzeichen und Täterbeschreibung. Denn jetzt sah das Ganze arg nach Überfall und Gewalt aus.

Der Mann griff durch das geöffnete Fenster der Fahreretür und zog die fahrende Person kräftig mehrmals mit dem Kopf Richtung Scheibe. Er schrie dabei laut, was ich allerdings nicht verstehen konnte, da es um mich herum sehr laut war. Er schlug mehrfach auf die Person im Wagen ein, bis er die Tür öffnen konnte.

Noch während er einstieg riefen andere Autofahrer hinter ihm, er solle aufhören, doch er schrie zurück und machte Drohgebärden.

Verständlicherweise und in Anbetracht der kräftigen Statur des Mannes griff niemand ein, zumal auch eine Bewaffnung nicht ausgeschlossen schien.

Der Mann drangte die Person im Wageninneren auf die Beifahrerseite und ich konnte nun erkennen, daß es sich um eine Frau Mitte 20 bis 30 handeln müßte, südländischer Typ mit hellen Strähnchen im Haar. Der Täter schnallte sich an und die Frau auf der Beifahrerseite steckte sich deutlich fahrig eine Zigarette an.

Der Mann gab Gas und fuhr unter Mißachtung der Vorfahrt eines entgegenkommenden Fahrzeuges nach links in die F.-Str. Nur wenige Zeit später passierten zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei die Kreuzung, während ich noch den Beamten der Leitstelle am Telefon hatte.

Auf meine Frage hin stellten sich eine Passantin und die Autofahrerin hinter dem Golf als Zeugen zur Verfügung.

Das Kennzeichen des Fahrzeuges "gibt es nicht", es wird sich jedoch herausstellen, ob es ein Übertragungsfehler des Leitstellenbeamten war, denn die Aufzeichnung gibt das von mir vor Ort vorgelesene Kennzeichen wieder. Ein Kennzeichenmißbrauch wäre dann allerdings eine ganz besondere Sache zusätzlich.

Ich habe überlegt, ob ich direkt eingreife. Doch die Wut dieses Mannes war unbeschreiblich und die Gefahr sehr hoch, niedergeschlagen zu werden, ohne konkrete Hilfe leisten zu können. Die Polizei war dank meines detaillierten Notrufs sehr schnell vor Ort und ein Zugriff scheiterte an der Dummheit anderer Autofahrer, die den Einsatzwagen blockierten. So entkam der Täter in Richtung Autobahn. Sollte das Kennzeichen und der Halter ermittelt werden, so gibt es drei unabhängige und übereinstimmende Täterbeschreibungen und der Fall kann überprüft werden.

Weggesehen haben genug Leute, Zeugen wären erheblich mehr vor Ort gewesen, doch sie haben sich verdrückt, als das Fahrzeug sich entfernte.

Ich denke, ich habe richtig gehandelt und schreibe diesen Beitrag wahrhaftsgemäß und ohne Vermutungen gleich nieder, nachdem ich zuhause angekommen war. Er dient meiner Gedächtnisstütze, die ich aus jahrelanger Zeugenpraxis als sehr wichtig erfahren habe. Denn nichts zieht mehr auf die Frage eines Richters oder Anwalts, wie man sich denn noch an einen Vorfall erinnern könne, der bereits ein Jahr zurückliegt als die Aussage: "Aus meinem Gedächtnis heraus und anhand der damals sofort gefertigten Aufzeichnungen in allen Einzelheiten."

Einige Details ergänze ich noch an anderer Stelle, die hier taktisch unklug positioniert wären.

Bei Gewalt und sei es auch, wie es sich hier vielleicht herausstellen mag, eine beziehungsinterne Gewalt, darf kein Grund zum Nichthandeln sein.

Nachtrag: Als ich in der häuslichen Gewaltsituation war, hätte ich mir gewünscht, wenn jemand die Polizei gerufen hätte, um der Sache endlich ein Ende zu bereiten. Allein hatte ich nicht die Kraft dazu. Es wäre mir egal gewesen, ob man mich als Täter oder Opfer mitgenommen hätte. Hauptsache Rettung, egal wie.

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