Tages(b)log vom 13.03.2005

Ich wollte etwas Anderes schreiben, doch eben lese ich den Kommentar einer Dame vom Katzenschutzbund e.V. Wuppertal im gestrigen Tages(b)log. Dort haben wir den Kater her.

Ich versteh ihr Entsetzen. Doch ich merke wieder einmal, daß manchen Menschen bei ihrer Tierliebe der Bezug zum praktischen Leben vielleicht abgeht. Das ist mein Gefühl bei diesem Kommentar.

Wir leiden ALLE unter dem Verlust dieses kleinen Kerlchens, doch letztlich ist es so, daß Katzen Überlebenskünstler sind. Das tröstet wenig, denn ich habe unendliches Mitleid, wenn ich daran denke, daß er noch da draußen sein könnte. Doch mehr als das, was wir getan haben, um ihn aus der „Freiheit“ wieder einzufangen, ist uns nicht möglich. Soviel Bezug zur Realität muß einfach vorhanden sein.

Wir haben hier versucht, einem Tier, daß von engagierten Tierschützern aus desolaten Verhältnissen geholt wurde, ein Heim zu geben. Dieses Tier wurde von uns absolut traumhaft betreut und ist dennoch geflüchtet. Es ist ein Tier mit dem Drang in ein Leben da draußen. Das darf niemand vergessen.

Weder ein Hunde- noch ein Katzenbesitzer darf jemals vergessen, daß er keinen beeinflussbaren und vernunftbegabten Menschen vor sich hat. Sicher kann man einige Dinge ausschließen und sicher habe ich den Fehler gemacht, mein Fenster zum Lüften für eine Stunde in der Nacht mit einem Spalt geöffnet zu halten. Doch ich bin auch nicht bereit, mein ganzes Leben nur für eine Katze auszurichten.

Anpassung an das tägliche Leben ist für beide Seiten wichtig.

Und wenn dieser kleine Kater so scheu gewesen wäre, wie mir vorgeworfen wird, dann wäre er nicht in den Regen gelaufen, sondern beim ersten Platsch auf die Nase wieder drinnen und in einer Ecke gewesen. Dieses Tier hat seine Umgebung entdecken wollen und ist seinem natürlichen Drang zum Aufbau eines Reviers gefolgt. 

Ich bin ein Mensch und ich bin kein Gott, der sich anmasst, über die genetischen Anlagen eines Tieres herrschen zu wollen.

Tierschutz ist nötig und wichtig, das ist für mich keine Frage.

Doch ich möchte den Tierschützer sehen, der einem Katzenhalter im Nachhinein Vorwürfe über das Leben seiner Katze im Freien macht, wenn sie von einem Auto überfahren wurde. Die Natur zeigt es uns deutlich: Nur die Dummen, die Schwachen und die Kranken werden getötet. Das ist ein Gesetz der Natur, in das wir eingreifen können. Wenn der Wille der Tiere, die wir schützen wollen, nicht entgegensteht.

Wir werden die Hoffnung nicht aufgeben. Und ich erwarte jetzt insgeheim eine Riesenaktion mit Feuerwehr, THW und Polizei, die hier ein ganzes Stadtviertel auf den Dächern im 3. und 4. Stock über der Stadt absucht. Alarmiert vom Tierschutz, um einen freiheitsliebenden 10 Monate alten Kater zu finden, der einen materiellen Wert von 80 € hat. Diese 80 € haben wir als Unkostenbeitrag geleistet und das scheint der materielle Wert des Katerchens zu sein.

Ich beuge mein Haupt vor Scham und Gram vor meiner Schuld.

Aber bitte, liebe Tierschützer, bleibt auf dem Boden der Tatsachen!  

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