Tages(b)log vom 25.01.2005

Ich hatte in einem meiner Testblogs schon einmal die Frage gestellt, warum manche Menschen hinter der rettenden Anonymität ihre aggressiven Triebe rauslassen müssen, um andere Menschen sinnlos zu verletzen.

Gestern gab es in meiner Lieblings-Community wieder einmal einen sinnfreien verbalen Angriff auf die alten Hasen, der jenseits jeglicher zweckmäßigen Kommunikation darin endete, daß die Adminstratoren alle betroffenen Threads gelöscht haben, die ausgerasteten User verwarnt oder gekickt haben und einen Haufen Arbeit damit hatten.

Unter der scheinbaren Anonymität fühlen sich, nach meinen Erfahrungen, oft genug Leute berufen, andere Menschen völlig grundlos zu beleidigen, ihnen zu drohen und sogar direkt ins reale Leben einzugreifen, indem sie Werbemails veranlassen, sie bei Versandhäusern anmelden und vieles mehr.

Ich frage mich, welchen Sinn diese Menschen darin sehen, andere Menschen grundlos zu ärgern, ja sie sogar zu verletzen. In diesem konkreten Falle war es sogar so, daß eine ganze Clique von Usern, die ein Verbot für dieses Forum hatten, nacheinander auftauchte, um „Stimmung“ zu machen, d.h. den Frieden zu stören.

Oft genug frage ich mich, welchen Lustgewinn solche Typen dabei haben. Was geht in diesen Leuten vor? Welchen Sinn sehen sie darin, beispielsweise Kommentare zu schreiben, die einfach nur dumm und beleidigend sind? Kann man mit dem Zufügen von Verletzungen Lust empfinden, sich befriedigen? Das kenne ich eigentlich nur aus der Sexualität und scheinbar ist es auch im täglichen Leben so. Hätten diese Menschen auch Spaß daran, andere Menschen real zu quälen und zu foltern?

Wenn ich die Greueltaten aus anderen Ländern sehe und lese, dann frage ich mich auch, ob uns nur unsere hauchdünne Decke der Zivilisation davor bewahrt, in Deutschland von anderen Menschen mißhandelt zu werden.

Ich meine, im Kleinen fängt es an!

Und vor allem: Wer hat da in der Vergangenheit versagt?

Gewaltbereitschaft, ob verbal oder körperlich, ist überall vorhanden, auch in mir. Doch ich glaube, es ist eine Frage der inneren Stabilität, erlernt durch unsere Beziehungen vom Kleinkind an, ob wir dem Wunsch nach Gewalt nachgeben oder nicht.

Und was kann ein Einzelner dagegen tun, wenn er traktiert wird? Gleiches mit Gleichem vergelten? Oder auf Solidarität mit Anderen hoffen? Vielleicht auch einfach ignorieren und sich ducken? Abwarten, bis der Täter die Lust verliert und sich in seinem Erfolg sonnt, sich das nächste Opfer sucht?

Ich habe Gewaltopfer kennenlernen können, die sich geduckt haben und geduldet haben, bis der Täter abließ. Nicht nur einmal, sondern bis das Opfer nicht mehr interessant war. Opfer verbaler und psychischer Gewalt und Opfer körperlicher Gewalt. Als Nicht-Betroffener bleibt da nur noch Weinen!

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