Heute ist „Was-wäre-wenn“- und „Wünsch-Dir-was-Gemeines“-Tag.
Ich hatte heute Behörden- und Idioten-Vormittag. Jeder mag jetzt einordnen, welche Tätigkeit wozu gehört. Der beste Spruch des Tages kam von einer jungen Frau in der Warteschlange einer Supermarktkasse hinter mir. Es war voll! Rentnervoll, weil es Stütze und Rente gab. Das ist ja auch ok. Menschen dürfen einkaufen und manchmal dürfen auch alle zusammen einkaufen. Doch dann gibt es Supermärkte, die öffnen auch dann nur zwei Kassen, wenn die Schlange der Wartenden schon den Eingang wieder erreicht hat. Es wurde dann eine dritte Kasse eröffnet und die Kassiererin muffelte so vor sich hin. Wer weiß, wobei wir sie mit unserem Einkauf gestört haben.
Dann wurde endlich eine vierte Kasse zur Öffnung aufgerufen und die Kassiererin nahte mit „eiligen“ Schritten. Zumindest hätte man ihr ohne Probleme die Schuhe beim Laufen besohlen können. Sie fühlte sich, wenn man ihren Gesichtsausdruck am Morgen um 10.30 Uhr so betrachtete, offenbar persönlich gekränkt, zur Arbeit gerufen worden zu sein. Vergeblich versuchte sie, die Diebessperre mit dem Einbahnstraßenschild an der Kasse zu öffnen und mußte nun unverrichteter Dinge wieder zurück ins Büro, um „den richtigen Schlüssel zu holen“.
Währenddessen begann es in der Menge hinter und in mir zu brodeln.
Mürrischen Gesichtes lustwandelte die Dame der Kasse 4 wieder heran, öffnete nunmehr die Sperre und plauschte noch ein wenig über diesen unmenschlichen Streß mit der Kollegin von der Kasse nebenan. Der Laden öffnet um 8 Uhr und es war grad mal 10.30 Uhr vorbei! Vermutlich haben die junge Frau hinter mir und ich diesen Streß ausgelöst, denn wir hatten unsere Waren bereits auf das Band gelegt und hielten schon das Geld parat. Diesem Druck war die gute Frau offenbar nicht gewachsen, denn sie hat mein bereitgelegtes Geld einfach nicht wahrgenommen, als die Summentaste gedrückt war. Meiner ausgestreckten Hand, die auf den Schein wies, konnte sie nicht mehr folgen – ihr Blick war in mein Gesicht eingegraben und sie sah aus, als ob sie mich jetzt sofort verspeisen wolle und überlegte wohl grad, ob sie dafür nochmals Pause bekommen würde und wie lange.
Daraufhin erklärte die junge Frau hinter mir: „Meine Güte, wenn Sie nicht arbeiten wollen, sagen Sie mir Bescheid! Ich suche einen Job und wäre sogar freundlich dabei und Sie könnten in Ruhe zuhause bleiben, wo Sie niemand stört.“
Bravo! Dem habe ich zugestimmt und dann noch sehen dürfen, daß die Muffeltante an der Kasse absolut keine Reaktionen darauf zeigte. Ich vermute mal, die Dame war schon zu abgestumpft, um noch irgendein kleines bißchen Denkvermögen außerhalb ihrer eigenen Befindlichkeit zu haben.
Gleiches habe ich im Übrigen ähnlich heute in der hiesigen Job-Agentur erlebt. Arbeitsfreude scheint heute an der Zahl und Dauer der Pausen und Abwesenheiten vom Arbeitsplatz gemessen zu werden, denn die Empfangsdame brauchte für einige wenige Kopien nahezu eine dreiviertel Stunde. Und kam kauend und völlig unter Streß wieder zurück. In einer Geschwindigkeit, die dem eines Lauflernschuh-Trägers gerecht geworden wäre.
Ich habe der Dame in der Job-Agentur heute angeboten, mit mir zu tauschen! Sie war der Meinung, ich könnte ihren Job nicht ausüben und sie würde dann ja alle Sicherheit aufgeben. Aha!
Ansichten von meinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen:
„Mich kann niemand feuern, solange da draußen noch 100 wartende Kunden stehen.“
„Wenn ich so schnell arbeite, daß ich alle Arbeit schaffe, dann mache ich mich überflüssig.“
„Wenn ich besser bin als die Kollegen, dann bin ich ein Kollegenschwein und Radfahrer.“
Ich glaube ganz ernsthaft, daß wir doppelt soviele Arbeitslose hätten, wenn jeder in seinem Job wirklich arbeiten würde und nur dann pausiert, wenn es vom Vertrag her vorgesehen ist. Insbesondere im Öffentlichen Dienst würden schlagartig mehr als die Hälfte aller Stellen überflüssig werden und alle Überstunden. Somit hätten wir den volkswirtschaftlichen Totalschaden, wenn alle Beschäftigten das tun würden, wofür sie bezahlt werden: Arbeiten!
Ich denke es wird Zeit für eine andere Bezahlung der Arbeitenden.
Weg vom Monats- und Stundenlohn und hin zur Provisionszahlung. Nur wer wirklich etwas bewirkt, wird dann bezahlt. Das Franchisingsystem besteht schon lange so.
Das ist Zündstoff? Na klar!