Gerade am letzten Wochenende wurde mir bewusst, dass es mir doch, trotz alledem, was mir so widerfährt, immer wieder gut ergeht.
Da kann ein Tag auch mal richtig bescheiden sein, am Ende gab es doch etwas Gutes. Und einer der wichtigsten Sätze vom Wochenende war „Ich habe schon so viel erlebt, das passt eigentlich gar nicht in ein einziges Leben.“
Und daneben standen die Worte: „Ich habe als Kind schon gelernt, zu überleben. Was kann mich jetzt noch umhauen?“
Stärke ist bei uns getrennten Kindern aus alledem gewachsen, was uns geprägt hat, was wir erlebt haben. Trotz aller Schwächen, die wir haben, sind wir zu Durchbeißern, zu Überlebenskünstlern im Chaos geworden. Und diese Kraft, dieser starke Willen, immer wieder aufzustehen und den Widrigkeiten ins Gesicht zu lachen, ist es, was man von uns wahrnimmt.
Dabei schmerzen doch die Rücken, die Schultern, die Beine und die Hände. Uns Kindern fehlt oft die Luft zum Atmen, jeder Gang fällt schwer. Die psychosomatischen Bedeutungen unserer Krankheiten sind vielfältig und sehr bildhaft deutlich. Dennoch lachen wir, versuchen Freundlichkeit zu üben und positiv zu denken.
Diese scheinbar unerschöpfliche Lebenskraft strahlen wir aus. Und das, obwohl wir den Begriff „Familie“ als schrecklich, böse und zerstörend kennen gelernt haben. Wir sind in der Lage, Freundschaft zu erleben. Sogar sehr tiefe Freundschaft, bis zu einem gewissen Grad. Doch da das Urvertrauen fehlt, wird es an einem bestimmten Punkt schwierig mit uns. Doch wer das akzeptieren kann, hat jemanden sehr verlässliches neben sich.
Unter uns Geschwistern wird es vielleicht keine Verbindung geben, wie sie normale Menschen aus ihrer Familie kennen. Dazu ist viel zu viel in den letzten 40 bzw. 50 Jahren passiert. Doch es ist möglich, dass wir eine Bindung aufbauen, die unserem Stil entspricht. Viele von uns haben inzwischen gelernt, dass sie anders in Beziehungen leben müssen, um Frieden darin zu finden.
Wir können füreinander da sein. Und vielleicht ein wenig das geben, was uns aus der Kindheit heraus nicht möglich war. Wir sind an Familie das Einzige, was wir haben. Und warum sollte es zu spät sein, trotz alledem eine uns angemessene, eben ganz besondere Art von Familie aufzubauen? Wir sind ja sowieso anders als der Rest. 🙂
Und wir haben gelernt oder sind noch dabei. Trotz alledem.