… die Kettenreaktion von heute Nacht.
Ich brauche bei nächtlichem Toilettengang kein Licht. Niemals. Selbst bei Neumond reicht mir das vorhandene Licht. Und ich muß nur dann nachts raus, wenn ich abends Bier oder sehr viel getrunken habe. Dann müssen auch mal gegen 3 Uhr die 20 Liter aus der Blase raus, damit es nicht zu den Ohren rauskommt.
Also wache ich heute Nacht auf, um Druck auf dem Hirn zu spüren. Von unten, dort wie die Blase wie ein Heißluftballon angeschwollen ist. Ich mache natürlich kein Licht an, wanke mit halbgeschlossenen Augen ins Bad und denke an die Türschwelle zwischen Schlaf- und Wohnzimmer. Ich achte darauf, nicht zu stolpern und lasse im Bad ca. 248 Liter binnen 30 Sekunden aus der Blase pladdern.
Mit noch mehr geschlossenen Augen, wankendem Kreislauf und in gerade noch aufrechtem Gang torkele ich schlaftrunken Richtung Bett. Ich achte auf die bewußte Schwelle, weiche gekonnt und trotz abgeschlatetem Verstand den provisorisch rechter Hand gelagerten Bücherstapeln aus, um Bruchteile von Sekunden später gegen des Bett zu laufen.
Ich treffe mit dem linken Schienbein die Metallkante des Bettes, woraufhin mein rechter Fuß einen tänzerisch wertvollen Sitekick nach weiter rechts macht. Das wiederum veranlasst den linken Fuß zu einer heftigen Drehung und der Schmerz im Schienbein weicht dem des Aufpralls des mittleren Zehs gegen den Fuß des Bettes.
Der bösartige Schmerz im linken Zeh sorgt für Gedanken wie "gebrochen!", "ab" und "Nagel hängt daneben". Dagegen ist die fühlbar blutende Wunde am Schienbein schon lächerlich. Ich falle nach vorn und auf die am Fußende ruhende Katze. Die gibt binnen Sekundenbruchteilen Gas und reisst mir mit ihren Hinterkrallen den Unterarm auf. Mit einem gemurmelten Aufstöhnen lasse ich mich ins Bett fallen und schlafe sofort ein.
Die Schienbeinwunde hatte Zeit zum Verschorfen und der Zeh zur hübschen Blaufärbung. Die Katze schmollte noch bis zum Mittag.
Hatte ich erwähnt, daß Licht vermutlich nichts an der Kettenreaktion geändert hätte?<