Versagen verkauft

Im heute vom WDR gesendeten Interview mit dem Leiter der ARGE in Wuppertal hat sich dieser selbst disqualifiziert und seine Behörde mit dazu.

Man rühmt sich, im Jahre 2006 9.000 Arbeitslose in sozialversicherungspflichtige Stellen vermittelt zu haben. Das fand man auch seitens des WDR sehr schön und dann kam der Hammer nach der Feststellung, das allein in Wuppertal gut 20.000 Stellen fehlen würden. Diese Aussage kam auf die Frage, ob man nicht mehr Arbeitslose vermitteln könne. Der Zusatz seitens des Leiters der ARGE brachte mich zum Kotzen:

Man konzentriere sich hauptsächlich auf die Vermittlung von Menschen bis 25, da hier die größten Chancen bestehen, durch Qualifizierungs- und Ausbildungsmaßnahmen eine Stelle zu bekommen.

Auf die Feststellung und Frage, daß ja in Wuppertal ein sehr hoher Anteil an arbeitslosen alleinstehenden Müttern mit Kindern vorhanden sei, wurde geantwortet:

Oftmals ist eine Vermittlung aufgrund der sozialen und familiären Umstände ausichtslos.

Anschließend wurde ein Vorzeigearbeitsloser präsentiert, der nach einer Ausbildung als Buchhalter eine unbefristete Tätigkeit im Sozialkaufhaus bekommen hat und unendlich glücklich ist, weil er sich jetzt wieder alles kaufen kann.

Ich habe aus diesem Beitrag gelernt:

Wer bei der ARGE Wuppertal in die Vermittlungsverfahren kommen möchte, muß unter 25 und männlich sein! Alle anderen Arbeitslosen fallen aus einer vorrangigen Bearbeitung heraus und können warten, bis sie verrotten.

Es werden hier ganz offensichtlich zweierlei Maßstäbe angewandt, um sich am Jahresende mit Erfolgen zu brüsten, die lediglich Zahlen zeigen. Ich vermute, das in Deutschland diese ARGE nicht die einzige ist, die mit solchen Filtern arbeitet.

Echte Vermittlungserfolge sind dies für mich ohne weitere Prüfung schon. Doch wenn ich mir überlege, daß ein Jahr rund 220 Arbeitstage hat, entfallen auf jeden Arbeitstag rund 41 Vermittlungen. Das entspricht bei einem durchschnittlichen Arbeitstag von 7,7 Stunden einer Vermittlungsquote von 5 Vermittlungen pro Stunde in der Behörde. Wenn es nur einen Vermittler gäbe!

Denn aufgrund der Arbeitssituation in den ARGE wird hautpsächlich ein Datenabgleich zwischen Stelle und Arbeitslosen vorgenommen. Somit bleibt die Frage, was die anderen 200 Bediensteten (und lt. vorsichtiger Schätzung 30 Vermittlungstätigen) denn da so tun. Da sinkt die Erfolgsquote doch glatt auf knapp mehr als einen Arbeitslosen pro Tag. Wohlgemerkt, durch einfachen Datenabgleich zwischen Stellenprofil und Bewerberprofil!

Es wurde seitens des Chefs der ARGE deutlich gesagt "Die Arbeitsstellen sind in Wuppertal nicht vorhanden!"

Ich schaue also nun zur Überprüfung dieser Aussage auf die Website zu Wuppertal von Meine Stadt. Ich zitiere: "Stellenangebote für Wuppertal und Umgebung (15.216 freie Stellen)" und ergänze "der letzten Woche".

Sortiere ich hier Betrüger, Minijobs und anderen Quatsch wie Selbständigkeit aus, so bleiben dennoch rund 5.000 Stellen der letzten Woche unbesetzt! Die Stellenangebote stammen im Übrigen weitestgehend von der Arbeitsagentur! durch einfachen datenabgleich könnten also ALLE Arbeitslosen aus Wuppertal in einer beispielhaften Aktion in Arbeit sein. WENN da jemand seinen Job getan hätte und vermitteln würde, anstatt zu sortieren.

Sicherlich gibt es Arbeitslose, die tatsächlich unvermittelbar sind. Und selbst ich bewerbe mich nicht auf jede Stelle, die dort ausgeschrieben ist. Denn bislang hat mich niemand eingestellt, der eine Servicekraft für seine Pizzeria sucht. Auch wenn ich diesen Job erledigen könnte. Man sucht weiblich und ohne Bart. An Pommesbuden sieht es gleichermaßen aus und die erste Frage bei Transportunternehmen ist der Führerschein für LKW. Den ich nicht habe. Doch egal, ich nutze meine Chancen und vielen Arbeitslosen fehlt inzwischen der Mut, sich auch in bislang fremden berufen vorzustellen. Hier ist es Aufgabe des Vermittlers zu vermitteln! Er muß dem Arbeitgeber genau diese Arbeitslosen anbieten wie eine kostbare Ware. Was definitiv nicht geschieht!

Ich glaube, besser als heute konnte niemand das Versagen der ARGE darstellen, wie es dieser Mensch getan hat.

Herzlichen Dank für diese tiefgreifenden Erkenntnisse und herzlichen Dank für die offene Diskriminierung älterer und weiblicher Arbeitsloser!

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