Vor der Türe

Nr. 33

Mit einem Knall fällt die Tür hinter mir zu. Ich zucke nicht zusammen. Ich habe es erwartet. Und gewollt. Ebenso gewollt, wie den Rucksack, der jetzt auf meinen Schultern drückt. Wie die Tragetasche in meinen Händen. Der erste Schritt ist der Schwerste, so wurde mir immer von Dir und Deiner Mutter vorgekaut. Heute habe ich ihn getan, den ersten Schritt. Es war garnicht so schwer, wie Ihr es immer behauptet habt. Es ging ganz leicht, als ich erst einmal den Entschluß gefasst hatte.

Deine Nörgelei hat ein Ende und ich bin frei. Nun kannst Du auf ewig mit Deiner senilen Mutter zusammenbleiben. Ich habe Euch von meiner Anwesenheit befreit. Du hast ziemlich dumm aus der Wäsche geschaut, als ich Dir gesagt habe, daß ich Schluß mache. Dann hast Du angefangen, mich zu beschimpfen. Hast Dinge nach mir geworfen und Deine Mutter wollte mich schlagen.

Ich finde, es war Notwehr. Vielleicht hätte ich sie nur schlagen sollen. Aber ich hatte nunmal diese Pistole gekauft und es wäre blöd gewesen, sie nicht auch zu benutzen. Und ich finde auch, es war reichlich dumm von Dir, mir mit der Polizei zu drohen.

Ich muß los, die Nachbarn schauen schon aus den Fenstern. Vielleicht sollte ich noch winken. Ach was, mit Handschellen sieht das dämlich aus. Schließlich will ich einen guten Eindruck hinterlassen.

(c) CeKaDo 2006

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert