Die Strompreise wurden innerhalb der letzten Monate reichlich und satt erhöht. Das geschah nahezu überall so und selbstverständlich blieb auch ich keineswegs von unserem Energieversorger verschont. Die Erhöhungen bekommen traditionsgemäß die Kunden nur nachträglich und nur durch die Presse mit. Damit ist dann ausgeschlossen, daß sich jemand den Zählerstand notiert und am Jahresende eine korrekte Abrechnung fordert. Schließlich will man sich seitens des Versorgers gern an die gängige Praxis des Schätzens halten.
Nun haben viele Kunden unseres Energieversorgers den letzten Erhöhungen im letzten Jahr widersprochen, weil irgendwie nicht ganz schlüssig war, warum denn erhöht werden sollte, obwohl die Preise allgemein stabil geblieben waren. Banale Antworten und Abwimmeln war die Folge.
Nun ist ein Drittel des jahres vorüber und inzwischen brüstete man sich seitens des Energieversorgers damit, daß es wohl nur beim Wasser eine Erhöhung geben würde. Voraussichtlich würden die Strompreise stabil bleiben.
Heute wurde in der Zeitung ein Bericht über die letzte Sitzung von Aufsichtsrat und Vorstand veröffentlicht. Demzufolge hat der Energieversorger im letzten Jahr 11,74 Millionen Euro Bilanzgewinn erzielt. Hauptsächlich durch Verkauf von Grundstücken und geschicktem Wirtschaften. "Klasse!", so dachte ich nach den ersten Sätzen des Artikels, "da werden wir Verbraucher wohl eine hübsche Rückzahlung oder Preissenkung bekommen."
Doch im vorletzten Satz folgte dann die Ernüchterung: Der Aufsichtsrat und Vorstand hat einstimmig beschlossen, den Gewinn anteilig der Aktienbesitze aufzuteilen und eine entsprechende Dividende auszuschütten.
Von meinem Geld und dem Geld der Kunden, die im letzten Jahr ohne Ende geschröpft wurden!
Das nenne ich Bereicherung und menschenverachtendes Verhalten. Da helfen auch die schönen Worte von der Übernahme der paar Auszubildenden in befristete Arbeitsverträge nichts. Vielleicht bekommt ja wenigstens ein Fußballverein in diesem Jahr neue Trikots mit dem Logo des Energieversorgers. Oder besser nicht, denn die Träger dieser Judaswäsche müßten sich ja schämen, als ebenso asozial angesehen zu werden.
Und ich wette, in diesem Jahr werden die Strompreise steigen. Dann schicke ich dem Aufsichtsratsvorsitzenden mein Kind zum Essen. Denn nur 5 Euro weniger im Monat bedeuten rechnerisch einen Tag kein Essen. Doch was kümmert es diejenigen, die ohnehin ihren Strom mit Personalrabatt beziehen und die fette Dividende kassieren?